In der Türkei wurde ein Gesetzesentwurf, der Kindesmissbrauch legalisieren soll, aufgrund landesweiter Proteste abgelehnt. Die türkische Regierungspartei AKP wollte ein Gesetz erlassen, dass sexuellen Missbrauch Minderjähriger straffrei lässt, wenn der Täter sein Opfer heiratet. In der Türkei und besonders im Osten des Landes gibt es viele geschlossene Zwangsehen, die staatlich nicht anerkannt sowie nicht registriert werden, aus denen aber Kinder hervorgehen. Diese Kinder wolle der türkische Staat nun schützen, sagten Regierungsvertreter, genau wie die Mütter, wenn ihr Ehemann in Haft gehe und ihnen somit die ökonomische Grundlage fehle. In den vergangenen zehn Jahren gab es bis zu 438.000 Kinderehen, während sich der Kindesmissbrauch verdreifachte, und hierbei handelt sich nur um Zahlen, die das türkische Justizministerium angibt, die Dunkelziffer wird höchstwahrscheinlich noch höher sein. Auch die Zahl von Müttern unter 18 ist mit fast einer halben Million (440.000) seit 2002 immens hoch, 15.937 von ihnen sind sogar jünger als 15 Jahre. Bis vor elf Jahren noch war die Vergewaltigung in der Ehe legal und erst 2014 wurde das Mindeststrafmaß von acht Jahren auf 16 Jahre erhöht.

Diese Ausdrücke des Patriarchats und des in der Türkei bestehenden Halbfeudalismus und die frauenfeindlichen Forderungen der bürokratkapitalistischen Regierung der Türkei veranlassten nun am letzten Samstag zum „Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen“ über 3000 Menschen, in Istanbul auf die Straße zu gehen. Mit Parolen wie „Wir werden nicht den Mund halten! Wir werden nicht gehorchen!“ und „Vergewaltigung kann nicht legalisiert werden“  protestierten sie gegen die Unterdrückung der Frau. Aufgrund der Proteste machte Erdogan nun diese Woche einen Rückzieher und veranlasste, den Gesetzesentwurf prüfen zu lassen. Doch eine wirkliche Emanzipation der Frau wird sich auch in der Türkei nicht innerhalb des bestehenden Systems verwirklichen lassen. Dabei ist auch die AKP nicht due Wurzel des Problems, sondern das imperialistische System, das als Eigentumsgesellschaft, das Patriarchat weiter am Leben erhält. Die Lösung für die Frauenfrage in der Türkei liegt in der Teilnahme der Frauen an der demokratischen Revolution und der sich anschließenden sozialistischen Revolution, auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft, die auch die Emanzipation der Frau einschließt.