Das neue Jahr ist gekommen und Silvester ist vorbei. Blickt man nun in die bürgerliche Medienlandschaft so kommt der Eindruck auf, dass es sich um ein ziemlich ruhige Silvesternacht gehandelt hat und die Taktik, die Polizeikontingente zu erhöhen und Arbeiterstadtteile bundesweit unter Besatzung zu stellen, aufgegangen ist. Doch dieses Narrativ ist eher dafür geeignet Verwirrung zu stiften, als die objektive Realität abzubilden.

Das mit Abstand bedeutendste Ereignis in NRW fand Silvester in der Hasselstraße in der Stadt Solingen bei Wuppertal statt. Dort ist es zu regelrechten Straßenschlachten zwischen vermummten Jugendlichen und jungen Erwachsenen und Bullen und Feuerwehr gekommen, die mehrere Stunden andauerten. Diese kämpferischen Jugendlichen errichteten mehrere brennende Barrikaden und verteidigten diese durch Beschuss aus Schreckschusswaffen und intensiven Bewurf mit Steinen, Pyrotechnik und Flaschen gegen die anrückenden Bullen und die Feuerwehr welche die Barrikaden löschen sollte.

Angefangen wurde die Straßenschlacht durch die Jugendlichen selber. Bullen und Feuerwehr wurden nach Mitternacht wegen einer brennenden Matratze in die Hasselstraße gerufen. Als die Staatsdiener ankamen wurden diese umgehend mit Böller beschmissen und mit Raketen beschossen, auch Steine und Flaschen flogen. Als Bullen und Feuerwehr nach diesem ersten Angriff erstmals abzogen, wurden anschließend mehrere Container auf die Zufahrtsstraßen geschoben und angezündet. Es wurden zum Teil Hecken in Brand gesetzt, um die wieder anrückenden Bullen am Betreten der Siedlung zu hindern.  Laut Westdeutschen Rundfunk versuchten Polizeieinheiten mehrmals vergeblich die Barrikaden zu stürmen und die Angreifer festzunehmen, ehe sie jedoch unter dem Hagel an Wurfgeschossen und Schreckschussgeschossen immer wieder ihre Versuche abbrechen mussten. Die Lage beruhigte sich erst über drei Stunden später als gegen 3:45 weitere Polizeikräfte aus umliegenden Städten mobilisiert wurden.

In den Duisburger Arbeiterstadtteilen Marxloh und Hochheide kam es ebenfalls zu kleineren Kämpfen zwischen Bewohnern der Stadtteilen und der vorab dort stationierten Polizei. Auch hier schossen Jugendliche und junge Erwachsene Raketen und Böller auf die Bullen, wobei ein Polizist am Bein verletzt wurde. Doch auch fernab dieser beiden medial am meisten beachteten Vorfälle ist es flächendeckend in ganz NRW zu einer Fülle an Angriffen und Hinterhalte auf Polizei und Feuerwehr gekommen.

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Stationierte Polizeieinheiten in Duisburg. Bild aus der Rheinischen Post entnommen.

In Bottrop wurden Bullen aus einer Gruppe heraus mit Pyrotechnik beworfen. Bei der anschließenden Verfolgungjagd flogen Pflastersteine auf die verfolgenden Streifenwagen. Insgesamt kam es in ganz Nordrhein-Westfalen zu sehr vielen Angriffen, mindestens in Bonn, Herne, Bergheim, Münster, Bielefeld, Leverkusen, Dülmen, Erkrath, Düsseldorf, Lünen und Essen. Im märkischen Kreis musste die Feuerwehr ausrücken, weil Unbekannte eine örtliche Gesamtschule mit Molotow-Cocktails angegriffen haben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Silvesternacht in Nordhein-Westfalen entgegen dem verbreiteten Narrativ in den bürgerlichen Medien, eine Nacht voller Kämpfe der tiefsten und breitesten Massen waren. Allen voran vor allem der proletarischen Jugend und jungen Erwachsenen. Das Innenministerium und Herbert Reul wollten mit dem Einsatz von 6600 Polizisten und der Besatzung von ganzen Stadtteilen die gerechtfertigte Gewalt der Massen eindämmen. Geschafft haben sie es nicht.


Titelbild: https://rp-online.de/nrw/staedte/solingen/solingen-buerger-entsetzt-von-silvesterkrawallen_aid-104186645