Zwischen Juli und November 2022 ereigneten sich bei der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin 190 meldepflichtige Unfälle, das ist das Ergebnis eines Medienberichts des „Stern“. Zudem wurden seit Eröffnung des Werkes 26 Umwelt-Haverien gemeldet. Laut Brandenburgs Sozialministerium besteht hier jedoch kein Problem.

 

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https://www.zeit.de/arbeit/2023-09/tesla-gruenheide-arbeitsunfaelle-hubertus-heil

 

Laut den Recherchen des „Stern“ gab es in der Tesla-Fabrik in Grünheide innerhalb von sechs Monaten fast täglich einen Arbeitsunfall. Im ersten Jahr nach der Eröffnung soll 247-mal der Rettungswagen oder Rettungshubschrauber angefordert worden sein. Das sind auf die Mitarbeiterzahl umgerechnet dreimal so viele Notfälle wie beispielsweise in Audis Werk in Ingolstadt.

 

Im Medienbericht ist davon die Rede, dass beispielsweise einem Arbeiter aus mehreren Metern Höhe eine 50 Kilogramm schwere Holzkiste auf den Kopf gefallen sei. Aber es soll auch zu Verbrennungen durch heißes Aluminium, Verätzungen durch Salzsäure, Stromschläge und amputierte Gliedmaßen gekommen sein.

 

Als ein schwerer Arbeitsunfall zählt eine Verletzung mit voraussichtlich mehr als sechs Wochen stationärer Behandlung oder bleibenden Körperschäden mit Anspruch auf Unfallrente. Wenn ein Arbeiter mehr als drei Tage arbeitsunfähig ist oder getötet wurde, ist der Arbeitsunfall meldepflichtig.

 

Doch Brandenburgs Sozialministerium sieht hier kein Problem: Der Ministeriumssprecher Gabriel Hesse sagte: „Gerade vor dem Hintergrund der Betriebsgröße – dem größten Industriestandort von Brandenburg – ist das für uns ein normales Geschehen“. Es gebe wohl kein Werk in Brandenburg, welches öfter Arbeitsschutzkontrollen unterlaufe. Im zwei Wochentakt sollen hier Prüfungen durchgeführt werden. Laut der Berufsgenossenschaft Holz und Metall traten im Vorjahr bei Auto- und Autoteilherstellern statistisch 16 meldepflichtige Unfälle bei 1.000 Beschäftigten auf. Für die Größe der Tesla-Fabrik, die im Mai 2022 mehr als 4.000 Beschäftigte meldete, wären also statistisch gesehen 64 Unfälle innerhalb der branchenüblichen Größenordnung.

 

Zudem wurden seit der Eröffnung im März 2022 insgesamt 26 Umwelt-Haverien gemeldet. Zu den Vorfällen zählten ausgetretene Stoffe wie 15.000 Liter Lack, 13 Tonnen Aluminium, sowie jeweils 50 und 150 Liter Diesel. Das geht aus Daten des Landesamts für Umwelt hervor. Ein Teil des Geländes liegt im Wasserschutzgebiet.

 

Das Werk besteht aus mehreren Anlagenteilen, zu dem auch eine Batteriezellenfertigung und eine Batteriepack-Montage gehören. Als „Automobilland“ profitiert Deutschland besonders von der Batterieproduktion, wie in der „Tesla-Gigafactory“. Da die Transport- und Lagerkosten von Batterien sehr hoch sind, wird für Batteriefabriken die Nähe von Automobilwerken bevorzugt, da diese direkt verbaut werden können. Zudem wird die Zellindustrie durch Subventionen nach Deutschland gelockt.

 

Die Fabriken werden in einem auffällig schnellen Tempo erbaut. Die „Gigafactory“ in Berlin-Brandenburg wurde im innerhalb weniger Monate erbaut. In den Bau involviert war unter anderem die deutsche Baufirma Goldbeck. Durch die standardisierten Bauteile und einer Serienproduktion konnte die Produktionshalle in dieser Größe so schnell realisiert werden.

 

Die Gier nach immer mehr Profit, in immer kürzerer Zeit zeigt sich an der Anzahl der Arbeitsunfälle sehr deutlich. Es wird Nichts auf die Sicherheit der Arbeiter gegeben, solange die Umsätze stimmen. Laut ehemaligen Mitarbeitern wurde mehr auf Aussehen und Tempo gesetzt, als auf Sicherheit für die Arbeiter, was die Recherchen des „Stern“ nun ebenfalls bestätigen. Eine ehemalige Mitarbeiterin berichtete auch von der Absurdität, dass dem Besitzer der Werke, Elon Musk, die Farbe Gelb nicht gefällt, weshalb keine Warnschilder, die normalerweise gelb sind, angebracht wurden. Die Ausbeuter regieren auf die Ausfälle mit Druck auf die Verletzten, sowie mit Druck auf die noch gesunden Arbeiter, die bei geringerer Besetzung die gleiche Stückzahl produzieren sollen. Und das die Herrschenden das mindestens einfach hinnehmen, zeigt die Aussage des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD): Gegenüber dem „Stern“ sagte er, er wisse von den häufigen Unfällen in den Tesla-Werken, winkte aber damit ab, dass er ja "nicht der Sprecher von Tesla" sei.