Wayuu-Bauern blockieren eine Logistikstrecke der Kohlemiene

Im Mai 2022 berichteten wir darüber, wie der deutsche Imperialismus im Zuge des Aggressionskrieges des russischen Imperialismus gegen die Ukraine seine Bemühungen verstärkt hat, die Energiesicherheit für seine Wirtschaft und den sozialen Frieden im Land unter anderem durch den verstärkten Import von Steinkohle aus Kolumbien zu gewährleisten. Dabei forciert die Energienachfrage des deutschen Imperialismus welche er durch kolumbianische Steinkohle decken will die Unterdrückung und Ausplünderung der armen Bauern und Indigenen in Kolumbien.

Die Steinkohle die der deutsche Imperialismus durch solche Energiemonopole wie RWE, Steag oder E.ON in Kolumbien einkauft, stammt aus der größten Kohlemine Lateinamerikas. Die Miene von der wir reden heißt „El Cerrejon“, von Einheimischen nur „das Monster“ genannt und liegt in der zweitärmsten Provinz La Guajira. Auf einer Fläche von 69.000 Hektar werden hier je nach Nachfrage jährlich bis zu 30 Millionen Tonnen Kohle unter Einsatz von 30 Millionen Litern Wasser pro Tag gefördert. Auf diesem Gebiet lebten und leben die Wayuu. Einer der ältesten indigenen Volksgruppen Lateinamerikas die schon gegen die europäischen Eroberer während der Kolonialisierung Lateinamerikas gekämpft haben. Die Betreibergesellschaft der Kohlemiene ist inzwischen alleinig das Schweizer Rohstoff- und Bergbaumonopol Glencore, welches zum jetzigen Moment das größte und führende Monopol in dieser Branche weltweit ist.

Eine Arte-Reportage zeigt wie Glencore agiert. Wayuu-Stämme werden mithilfe von bewaffneten Banden und Bullen von ihren Dörfern vertrieben und ihre Häuser abgerissen um weitere Kohle zu schürfen. Die verbleibenden Wayuu müssen an den Rand der gigantischen Kohlemiene ziehen und sind dort betroffen von überdurchschnittlich hoher Feinstaubbelastung durch die Kohleförderung, was wiederum zu einer Epidemie von Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie Bronchitis und Lungenentzündungen führt. Diese Krankheiten können aufgrund der fehlenden medizinischen Grundversorgung auf dem Land nicht ausreichend behandelt werden, was bedeutet das erkrankte Wayuu ganze Tagesreisen antreten müssen um zum nächsten Krankenhaus zu kommen. Dass die medizinische Grundversorgung auf dem Land nicht gewährleistet ist, liegt an der Entwicklung des bürokratischen Kapitalismus durch die Imperialisten in Kolumbien, welches in seiner unabhängigen, demokratischen Entwicklung behindert wurde, weswegen gerade aber nicht nur auf dem Land rückständige halbfeudale Verhältnisse existieren. Weil Glencore wegen der erhöhten Feinstaubbelastung die Straßen rund um die Mega-Mine mit Wasser überflutet um einen Teil des Feinstaubs zu binden, können die Einheimischen sich nur mithilfe von Traktor-Transporten fortbewegen, was jede Reise und medizinischen Transport weiter in die Länge zieht und zu einer Tortur für die Gesundheit macht.

Die Wayuu leiden außerdem kontinuierlich an Durst und Hunger. Eine Studie aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Ergebnis das nur vier Prozent der Wayuu Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und 77 Prozent der Wayuu keinen sicheren Zugang zu Nahrung haben und dementsprechend an Mangelernährung leiden. Diese Praxis führt zu einem immensen Anstieg der Kindersterblichkeit. In den letzten Jahren sind über 5000 Wayuu Kinder an Hunger, Durst und fehlender medizinischer Grundversorgung gestorben.

Welche Rolle spielt nun die Nachfrage des deutschen Imperialismus in der Ausbeutung und Unterdrückung der Wayuu? Richtig ist, dass der Schweizer Monopolist Glencore der Hauptakteur ist, doch es ist der deutsche Imperialismus und alle anderen Kohle-Importeure die überhaupt die Grundlage für dieses Problem schaffen. Noch im Jahr 2020 meldete Glencore und die damaligen Miteigentümer der Kohlemiene, BHP Group und Anglo American, den niedrigsten Kohlexport in 18 Jahren. So wurden in dem Jahr nur 13,6 Millionen Tonnen Kohle exportiert, im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Fall von 48 Prozent. In Folge wurden viele Mienen geschlossen und stillgelegt.  Dann kam der Angriffskrieg des russischen Imperialismus auf die Ukraine und führte dazu das gerade der deutsche Imperialismus, der sich in einer Abhängigkeit von russischem Gas und Kohle befand, sich nach neuen Lösungen für sein Energieproblem umschauen musste.

Ein Blick auf die Statistiken gibt Antwort darauf wie die deutschen Imperialisten ihre Energieversorgung umstellen mussten. Im Jahr 2021 in dem der russische Angriffskrieg begann wurden aus Kolumbien nur 1,7 Millionen Tonnen Steinkohle importiert, während aus Russland ganze 18,3 Millionen Tonnen importiert wurden. Im darauffolgenden Jahr 2022 importierte die BRD laut einem Artikel der Deutschen Welle schon 7,3 Millionen Tonnen Steinkohle aus Cerrejon und aus Russland nur noch 11,5 Millionen Tonnen.  Im jetzigen Jahr sprechen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes eine noch deutlichere Sprache. Bis Mai 2023 wurden aus Russland nur 74.000 Tonnen Steinkohle importiert. Aus Kolumbien wurde im selben Zeitraum 722.245 Tonnen importiert, was 25 Prozent der Gesamtimporte an Steinkohle in die BRD ausmacht . Es ist davon auszugehen das im Laufe des Jahres mit Blick auf den Winter noch viel mehr Kohle aus Kolumbien in die BRD importiert wird.

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 steinkohle2023

Es ist genau dieser Anstieg in der Nachfrage durch den deutschen Imperialismus der Glencore dazu bringt seine Operationen in Cerrejon auszubauen. Wenn mehr Kohle gefragt ist, muss auch mehr Kohle abgebaut werden, ergo müssen auch mehr Wayuu vertrieben, bedroht und ermordet werden. Denn die Nachfrage der deutschen Imperialisten an billigen Alternativen zu russischer Energie, wird konkret zur Nachfrage daran das Wayuu-Land noch mehr auszubeuten, noch mehr zu verseuchen und auch notwendigerweise Grundlage der Vertreibung von weiteren Wayuu-Familien von ihrem Land. Das zeigt einmal wieder das Prinzip auf wie Problemlösung durch die Imperialisten funktioniert, nämlich immer in der Suche nach einer tieferen und gründlicheren Ausbeutung der Massen, im Besonderen der unterdrückten Nationen.

Ein plastisches Beispiel ist der Fall des Bruno-Flusses. Der Bruno ist für die von Wassermangel geplagten Wayuu die letzte natürliche Trinkwasserquelle in der Region und somit überlebenswichtig. Seit 2022 versucht Glencore mit der Erhöhung seiner Produktionskapazitäten diesen Fluss für den Kohleabbau umzuleiten. Um die Umleitung des Flusses für den Kohleabbau von Glencore zu verhindern, organisierten Wayuu-Gruppen Widerstand gegen dieses Vorhaben. Die Reaktion von Glencore darauf war, dass Einer der indigenen Anführer daraufhin von drei Männern auf Motorrädern aufgesucht und mit Waffen bedroht wurde.

Diese Situation zeigt einmal mehr, dass der Imperialismus auf der ganzen Linie Reaktion ist und keinen Schritt Fortschritt. Umso wichtiger ist es, als proletarische Internationalisten die mörderischen Machenschaften des deutschen Imperialismus entschlossen zu denunzieren und die Reihen mit den Menschen in den unterdrückten Nationen zu schließen, die unter diesen Machenschaften leiden müssen.