Auf dem Nachrichten-Blog klassegegenklasse.org kamen nach den Kämpfen auf der diesjährigen LLL-Demonstration Demo-Sanis zu Wort. Wir denken nicht nur, dass diese wichtige Arbeit machen, sondern auch, dass ihre Darstellungen der Ereignisse relevant sind, warum wir sie hier zusammenfassend reproduzieren:

 

Das Sanitätsnetzwerk Hamburg berichtet, dass das was sie beim Eintreffen sahen, wild um sich schlagende Polizisten waren, die ohne Rücksicht auf Verluste immer wieder in die Menge geschlagen und Pfefferspray eingesetzt haben. Die Polizei sei überfordert gewesen und hat nie Anstalten gemacht zu gucken, ob jemand, den sie geschlagen hat, verletzt ist. Auch bei den Leuten, die umgefallen sind, hat die Polizei nichts gemacht und ist immer einfach weitergegangen.

 

Das Sanitätsnetzwerk Hamburg berichtet auch detailliert über einige widerliche Übergriffe der Polizei: Die Polizei meinte auch, mit vier Mann auf eine Person springen zu müssen. Auch mussten wir beobachten, wie ein Polizist bewusst und voller Freude einer Person vier Mal in die Leber geschlagen hat.

 

Auch der Fall des versuchten Mordes an dem "65-jährigen Mann" wird beschrieben: Die Berliner Polizei hat nach unserer Auffassung bewusst dafür gesorgt, dass Verletzte nicht rechtzeitig behandelt werden konnten. Nachdem ein älterer Herr durch die Polizei umgeschlagen wurde, blieb dieser auf dem Boden regungslos liegen. Anstatt sich um diese offensichtlich verletzte Person zu kümmern, stützte sich ein Polizeibeamter auf den Oberkörper des Verletzten ab, um aufzustehen. Auch meinten Polizeibeamte, als wir den Verletzten angefangen haben zu behandeln, andere Menschen wegschubsen zu müssen. Diese wurden direkt zu uns gedrängt und konnten auch nicht ausweichen. Zwei Polizeibeamte sind in unseren Rettungsrucksack getreten und haben einfach weitergemacht, als sei nichts passiert. Mehrmals wurden Polizeibeamte durch einen Rettungssanitäter aufgefordert, einen Rettungswagen und einen Notarzt anzufordern (acht Mal, um genau zu sein), was immer abgelehnt wurde. Die Polizei meinte auch, direkt neben uns Pfefferspray einsetzen zu müssen. Als ich weiter Rettungswagen anfordern wollte, habe ich Zivilpolizisten mit Warnweste angesprochen, dass sie bitte zwei Rettungswagen anfordern sollen.

 

Mindestens zehn Mal haben sich Polizisten nach Erkenntnissen der Demo-Sanis aus Hamburg der unterlassenen Hilfeleistung nach Paragraph 323c des Strafgesetzbuchs schuldig gemacht. Das Sanitätsnetzwerk Hamburg berichtet auch, dass die Polizei darüber hinaus versucht deren Arbeit zu kriminalisieren.

 

Diese Darstellungen zu unterlassener Hilfeleistung bzw. Verhinderung von Hilfeleistungen durch die Berliner Polizei stimmen überein mit Aussagen in einem anderen Interview: Einige der festgenommenen Personen bluteten am Kopf. Unsere Versuche Kontakt mit den Personen aufzunehmen und ihnen medizinische Erstversorgungen zu gewährleisten wurden von Polizisten teilweise behindert. Zudem wurde von Seiten der Polizei versucht erkennungsdienstliche Maßnahmen teilweise mit Zwang durchzuführen, obwohl die Person gleichzeitig medizinisch behandelt wurde. Dadurch wurde nicht nur die von uns behandelte Person gefährdet, sondern auch eine weitere Behandlung verzögert und damit das Recht auf medizinische Versorgung verletzt.

 

In diesen Aussagen der Demo-Sanis erkennt man sehr genau die Bösartigkeit, mit der die Bullen vorgegangen sind: Die Mehrzahl der von uns beobachteten und behandelten Verletzungen waren (teilweise schwere) Kopfverletzungen, meist ausgelöst durch gezielte Faustschläge auf Kopfhöhe durch die Bereitschaftspolizei, was eine besondere Gefährdung darstellt. So wurden es rasch mehr und mehr Verletzte, was die Versorgung aller erschwerte. Hinzu kam, dass eben diese Verletzungen dazu führten, dass mehrere Rettungswägen, sowie ein Notarzt zu einer bewusstlosen, akut lebensbedrohlich verletzten Person alarmiert werden musste. Mit dieser Darstellung bestätigt sich der erhobene Vorwurf des Mordversuchs gegen die Polizei, weil diese offenbar willentlich den Tod eines Demonstranten zumindest in Kauf genommen haben und in Kenntnis der Umstände eine Notversorgung nicht nur unterlassen, sondern aktiv behindert haben.

 

 

Demo-Sanitäter leisten wichtige Arbeit und darum wollen auch wir an dieser Stellen den Spendenaufruf am Ende des Interviews unterstützen.

 

 

Spenden an das Sanitätsnetzwerk Hamburg:

PayPal: @Sanhh1

Bankkonto: Sanitätsnetzwerk Hamburg / DE 18 2004 0000 0105 4402 00