Am 19. September rief ver.di zu einer Demonstration in der Hamburger Speicherstadt auf. Hintergrund ist die am Mittwoch letzte Woche beschlossene Privatisierung des Hamburger Hafenbetreibers HHLA. Die HHLA betreibt ¾ des Hamburger Hafens und beschäftigt rund 6000 Menschen. Bislang war die HHLA zu 100 Prozent im Besitz der Stadt, nun verkauften Peter Tschentscher (Hamburgs Bürgermeister von der SPD) und Andreas Dressel (Hamburgs Finanzsenator ebenfalls von der SPD) die HHLA an den Monopolisten MSC aus Genf. MSC ist die aktuell größte Containerreederei der Welt. Tschentscher und Dressel sagten übereinstimmend, das der Verkauf Notwedig sei, um den Hamburger Hafen zu sichern und wirtschaftlich stärker zu machen. Entsprechend sei der Verkauf der HHLA auch im Interesse der Hafenarbeiter und aller Hamburger.

Die Stadt behält nun 50,1 Prozent der HHLA während MSC 49,9 Prozent übernimmt. Mindestens 49,9 Prozent der Gewinne stehen entsprechend nicht mehr der Stadt zur Verfügung, sondern gehen an einen privaten Konzern. Das, und die Befürchtung, das sich die Arbeitsbedingungen nach Einstieg von MSC verschlechtern könnten sind die Hauptgründe warum die Hafenarbeiter den schmutzigen Deal ablehnen.

So gingen am 19. September gut 2000 Kollegen auf die Straße, um gegen die Privatisierung zu demonstrieren. Die Mehrheit waren Hafenarbeiter, aber auch Kollegen aus etlichen anderen Branchen – von Hochbahn bis Krankenhaus – schlossen sich dem Protest an. Auch Aktivisten des Roten Bund beteiligten sich an der Demo.Von Anfang an war die Stimmung aufgeheizt. Die Wut der Arbeiter lag in der Luft, Böller und Bengalos wurden kontinuierlich gezündet. Als es an der MSC Zentrale vorbeiging und einige Anzugträger von ihrem Balkon im zweiten Stock auf die Masse herunter schauten, sagte ein Arbeiter zu den Kollegen: „Guck Mal die MSC Arschlöcher da oben, wenn die Bullen nicht vorm Haus stehen würden, hätte ich den schon längst darunter geholt.“

Die kämpferische Demo zog weiter bis zum Hamburger Rathausmarkt, wo die Endkundgebung stattfinden sollte. Doch dort angekommen stellte sich heraus, das der Senat den Platz spontan hat absperren lassen, wohl aus Angst vor den Hafenarbeitern, die schon bei Streiks im vergangenen Jahr gezeigt haben, das sie sich nicht verarschen lassen und Kampfbereit sind. Von dem aufgestellten Zaun ließen sich die Kollegen aber nicht beeindrucken, rissen den Zaun in Sekundenschnelle nieder und stürmten den Platz. Direkt vorm Rathaus positionierten sich dann die Bullen mit Helm und Schlagstock und stellten sich den Arbeitern in den Weg. Nur Zentimeter lagen zwischen den Hochgerüsteten Bullen und den wütenden Hafenarbeitern. In den erstem Reihen sagte ein Arbeiter: „Guck dir den Polizisten mal an, der hat richtig Angst. Nachdem was letztes Jahr war kann er das auch.“ Als die Bullen langsam mehr und mehr Kräfteaufmarschieren ließen, sagte ein anderer Arbeiter: „So jetzt kommen sie gleich! Sollen sie doch, wir sind mehr und wir können Kämpfen!“ Über eine Stunde demonstrierten die Arbeiter noch auf dem Platz, während die Polizei sich nicht traute den Platz, den sie eigentlich für die Demo gesperrt hatte, zu räumen. Die Gewerkschaftsführung hatte zu diesem Zeitpunkt längst hin geschmissen. Zwar hielt sie noch ihre Reden am Rand, betrat aber nicht den Platz vor dem Rathaus und hielt sich an die Schikane der Polizei und des Senats.

Der Protest der Hafenarbeiter in Hamburg zeigt, dass die Arbeiter bereit sind zu Kämpfen und nicht alles mit sich machen lassen. Gleichzeitig gibt es eine reaktionäre Gewerkschaftsführung die absolut nicht dazu in der Lage ist den Kampf der Arbeiterklasse zu führen und den Notwendigkeiten des Klassenkampfes zu entsprechen. Eine revolutionäre und kämpferische Gewerkschaft ist also unabdingbar.