Am 28.09.2021 begann der Prozess gegen den TÜV Süd vor dem Landgericht in München. Bei diesem soll angeblich geklärt werden welche Verantwortung der TÜV Süd bei dem Einsturz des Staudamms in Brumadinho im brasilianischen im Bundesstaat Minas Gerais mit mindestens 270 Toten trägt und ob der TÜV Süd Entschädigungen an die Opfer zahlen muss.

 

Am 25. Januar 2019 brach der Staudamm des Absetzbeckens der Eisenerzmine des Konzerns Vale in Brumadinho, im Bundesstaat Minas Gerais. Die Schlammlawine töte fast 300 Menschen, zerstörte Häuser und verseuchte Böden.

Erst im Septmeber 2018 hatte die brasilianische Tochterfirma des TÜV Süd den Staudamm als Sicher zertifiziert, obwohl gravierende Mängel bekannt waren und Gutachten, Bauzeichnungen und andere Dokumente fehlten. Schon 2017 hatten andere Ingenieure des TÜV Süd die Sicherheit des Staudamms in Frage gestellt. Offensichtlich wusste auch der deutsche Mutterkonzern von den Mängeln, ein deutscher Manager des TÜV Süd stand in ständigem Kontakt mit dem Unternehmen in Brasilien.i „Aus dem Protokoll einer Zeugenaussage geht hervor, dass die deutschen Prüfer an vielen fragwürdigen Entscheidungen in der Zeit vor dem Dammunglück beteiligt gewesen seien. Und interne Mails belegen, dass auch ein in München stationierter TÜV-Manager involviert war.“ ii

Darüber hinaus scheint es enge personelle Verflechtungen zwischen dem Vale-Konzern und dem brasilianischen TÜV-Süd geben.iii „Bei Vernehmungen in Brasilien hatten dortige TÜV-Mitarbeiter angegeben, vom Vale-Konzern unter Druck gesetzt worden zu sein, den Damm zu genehmigen.“iv

Der TÜV Süd selbst streitet seine Verantwortung natürlich ab. "Der TÜV Süd ist davon überzeugt, dass ihn keine rechtliche Verantwortung, auch keine Mitverantwortung an diesem schrecklichen Unglück trifft. Damit möchten wir in keiner Weise das Leid der Opfer in Abrede stellen", so TÜV-Süd-Chefjustiziar Florian Stork [...]. Die Prüfung des Damms sei ordnungsgemäß erfolgt, die Stabilitätsanalysen hätten den geltenden brasilianischen Regelungen und technischen Standards entsprochen. Zudem habe der Betreiber Vale seine Haftung anerkannt und auch bereits Entschädigung gezahlt.“ v

Auch auf die Justiz der BRD sollten keine großen Hoffnungen gesetzt werden, der imperialistische Staat sollte wenig Interesse darin haben einen seiner Konzerne zu verurteilen und damit zu zugeben, dass der deutsche Imperialismus tötet. „Das sind schwere Anschuldigungen gegen ein Unternehmen, das in der ganzen Welt für Unabhängigkeit, Integrität und deutsche Gründlichkeit steht.“vi Das zeigt sich auch daran, dass das aktuelle Verfahren nicht von der deutschen Staatsanwaltschaft angestrebt wurde, sondern nur durch die Privatklage der Gemeinde Brumadinho und der Familie eines der Opfer zustande kam. vii

Auch heute hat der Bruch des Damms des Rückhaltebeckens massive Auswirkungen auf die Region. „Diese Becken dienen dazu feinkörnige Schwermetalle aus der Erzaufbereitung aufzufangen. Mit dem Bruch ergossen sich fast 12 Millionen Kubikmeter (12 Mrd. Liter) Schlamm über die darunter liegenden Landstriche, was mindestens 300 Menschenleben forderte. Außerdem wurden unzählige Felder zerstört, sowie dutzende Häuser in dem Dorf Paque Cachoeira. Schlussendlich mündete die Lawine in den Fluss Paraopeba.

Eisenoxid als solches ist zwar nicht giftig, jedoch enthält Schlamm aus der Eisenerzaufbereitung hohe Konzentrationen von Schwermetallen, welche sehr wohl schädlich für Mensch und Natur sind.  So werden Böden und das Grundwasser, sowie der Fluss Paraopeba für lange Zeit verseucht und Schwermetalle reichern sich im Körper an. Die Folgen sind chronische Krankheiten, die bis zum Tod führen können.“viii

Desweiteren kommen die Entschädigungszahlungen des Vale-Konzerns, wie nicht anders zu erwarten, nicht den Opfern und Angehörigen zu Gute, sondern Vale selbst und anderen Bergbauunternehmen. Es werden Infrastrukturprojekte, wie der Bau einer Autobahn mit dem Geld umgesetzt. Durch diese Projekte komme es in der Region zu 4.000 Enteignungen durch den alten brasilianischen Staat, von den 20.000 Menschen betroffen seien. ix

 

 

ihttps://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/dammbruch-brasilien-2019-tuev-sued-1.5424759
iihttps://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/brasilien-interne-dokumente-belasten-tuev-sued-bei-toedlicher-schlammlawine-a-1256199.html
iiihttps://de.wikipedia.org/wiki/Dammbruch_von_Brumadinho#cite_ref-24
ivhttps://taz.de/TUeV-Sued-vor-Gericht/!5803780/
vhttps://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/prozess-tuev-sued-dammbruch-101.html
viebenda
viihttps://www.dw.com/de/t%C3%BCv-s%C3%BCd-wegen-dammbruch-katastrophe-vor-gericht/a-59334703
viiihttps://demvolkedienen.org/index.php/de/42-nachrichten/lateinamerika/4114-brasilien-proteste-gegen-den-konzern-vale-das-verbrechen-von-2019-mit-deutscher-beteiligung
ixhttps://taz.de/TUeV-Sued-vor-Gericht/!5803780/