Der deutsch-französische Sender Arte hat eine neue Reportage auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht1. Diesmal besuchen die Reporter das sogenannte „OMZ“. „OMZ“ steht für „Obdachlose mit Zukunft“ und bezeichnet eine selbstverwaltete Wohneinheitin besetztem Leerstand. Die Reportage räumt dabei mit gängigen Klischees auf, zeigt den Kampf und die Kreativität der Massen - und den Niedergang durch Versöhnlertum mit der Bourgeoisie.

Dem voraus geht die Idee eines gemeinschaftlichen Wohnens eines langjährigen Kölner Obdachlosen. Die Idee der Besetzung trägt er unter die Massen und bekommt genug Willige zusammen, um einen Leerstand zu besetzen. Die Kreativität der Massen macht es im Handumdrehen möglich aus dem baufälligen Leerstand ein ansehnliches Wohnen hervorzubringen. Quasi aus dem Nichts entstehen Wasserleitungen, Isolierungen – und ein würdevoller Garten.

 

Erwartungsgemäß ist das Projekt der Stadt Köln ein Dorn im Auge. Und so kommt, was kommen musste: Die Räumung wird angesetzt. Doch die Bewohner verbarrikadieren sich, mobilisieren die Massen und siegen. Die Bullen ziehen sich zurück, die Stadt muss eine neue Strategie hervorbringen.

Wenn der offene Kampf nicht genug einschüchtert, versucht die Bourgeois den Kampf zu kaufen. Das war seit jeher die einzige monetäre und materielle Konzession der Bourgeoise an die Unterdrückten. Rebellionen durch Geld zu korrumpieren. Und in dem Beispiel des „OMZ“ in Kölnist es nicht anders. Während man die obdachlosen seit Jahrzehnten auf der Straße dahinvegetieren ließ, sie keines Blickes würdigte, und ihnen auch trotz genug Wohnraum keine Existenz sichern wollte, war man nun unmittelbar bereit stadteigen genutzten Wohnraum als Tausch gegen das besetzte Objekt zu stellen. Doch das von der Stadt Kölnbereitgestellte Wohnobjekt ist anFrechheit und Dreistigkeitkaum zu übertreffen und widerspricht dem Verständnis vongesundem und würdevollem Wohnen in allen Punkten.

Die Bourgeoisie ist inzwischen so schamlos geworden, dass sie nicht einmal davor zurückschreckt den Massen schimmelige und baufällige Wohnungen anzubieten, wenn staatseigene (weil staatlich finanziert)Kamerateams vor Ort sind, wie die Reportage einträchtig beweist. Vernünftigerweise wurde das Schimmelobjekt der Stadt Köln abgelehnt, und der Wohndezernent schäumte vor Wut aufgrund der „Undankbarkeit“.

Soweit so gut, so richtig das Handeln der Obdachlosen. Letztlich endet die Reportage jedoch damit, dass der Kampf eingestellt wird und man aus Furcht vor den erneut anrückenden Bullen das besetzte Objekt aufgibt und schließlich doch in die Schimmelwohnungen zieht. Sicherlich mag es aus der ferne leicht sein über das Handeln der Obdachlosen zu Urteilen. Doch muss objektiv angemerkt werden, dass der Kampf überhaupt erst die Konzession der Bourgeoisie an die Obdachlosen ermöglichte. Und das Einstellen des Kampfes letztlich dazu führte, dass man mit dem billigsten das die Bourgeoise erübrigen wollte, ruhig gestellt wurde. Für 2 bis 3 Jahre wohlgemerkt. Denn länger wollte die Stadt den Obdachlosen auch den Stadteigenen Wohnraum nicht zur Verfügung stellen.

Deshalb ist die Reportage aus zweierlei Momenten ansehnlich:

1. im positiven, dass deutlich wird, welche Schöpferkraft und Kampfbereitschaft in den tiefsten Massen steckt.

2. im negativen, dass der Kampf nicht eingestellt werden darf, und nur der Kampf die Befreiung herbeiführt. Niemals wird die Bourgeoisie bereitwillig ihre Macht abgeben und den angehäuften Reichtum teilen.

Der Kampf der Massen für Wohnraum ist gerecht und die Rebellion ist gerechtfertigt. Die Kampfbereitschaft und Kreativität der Massen überwindet alle Hindernisse. Diese Prinzipien werden aus der Reportage deutlich.