Ein erneuter Brandbrief aus dem KSK [Kommando Spezialkräfte, Elite-Einheit der Bundeswehr, anm. d. Verfasser]. Diesmal schreibt ein Hauptmann der Einheit eine 12-Seitige Dokumentation an die Verteidigungsministerin, die dem SPIEGEL vorliegt. Und dieser Brandbrief hat es in sich.


Das KSK steht inzwischen seit längerem in starker Kritik. Wiederkehrend wurden KSK-Soldaten als veritable Nazis entlarvt. Zuletzt hortete ein Mitglied in seinem Garten Schnellfeuergewehre und tausende Schuss Munition für den Tag-X, um dann Jagd auf vermeintliche Migranten und Linke zu machen. (auch DemVolkeDienen berichtete. Vgl. auch https://www.n-tv.de/panorama/KSK-Soldat-hortet-Waffen-und-Sprengstoff-article21778884.html) Bereits Jahre zuvor berichtete die ARD-Sendung „Panorama“ über rechtsextreme Umtriebe beim KSK. Auf einer einer Privatefeier unter 60 KSK-Soldaten berichtet eine als Sexobjekt eingeladene Frau (sie war der „Sex-Gewinn“ für das Geburtstagskind). Sie schilderte, dass auf der Feier die rechtsextreme Band ‚Sturmwehr‘ gespielt wurde, man kräftig mitgrölte und von einem Kompaniechef schließlich der Hitlergruß eingefordert wurde. Dem auch tatkräftig Folge geleistet wurde:


„Rechtsrock auf einer Verabschiedungsfeier für den Kompaniechef einer Eliteeinheit? Anna erzählt uns noch mehr: "Zum Refrain wurde mehrfach der Hitlergruß gezeigt. Das lief ganz euphorisch ab. Der Text war ja bekannt, sie haben mitgegrölt. Der Ältere hat die anderen quasi noch vorbereitet, was jetzt gleich käme, nämlich der Refrain, und dass es jetzt doch soweit wäre, die rechte Hand zu heben. Und genau das haben die vier dann auch gemacht.“

(https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2017/Hitlergruss-Ermittlungen-gegen-Kompaniechef,bundeswehr1738.html)


Zurück zur Gegenwart. Es ist also ersichtlich, dass seit Jahren die rechten Umtriebe im KSK nicht nur bekannt, sondern journalistisch gar an die Öffentlichkeit gelangten. Das. Verteidigungsministerium steht unter Druck und gelobte Besserung. Man würde die Einheit durchleuchten und rechte Strukturen trockenlegen, sogar eine Taskforce wurde eingerichtet. Die Realität sieht jedoch bis heute anders aus.

„Der Brief des Hauptmanns schlug im Ministerium ein wie eine Bombe. So schreibt der Soldat gleich auf der ersten Seite, Hinweise auf rechtsextreme Kameraden innerhalb des rund 1000 Mann starken KSK würden "intern zwar wahrgenommen, aber aus unterschiedlicher Motivlage kollektiv ignoriert oder gar toleriert". Durch die straffe Führung angehender KSK-Kämpfer in der Ausbildung werde ihnen rigoroser Gehorsam antrainiert, der "von Kommandosoldaten in Ausbildung bereits mit dem der Waffen-SS verglichen wurde.“ (…) . Es habe sich ein nicht auszutrocknender Sumpf innerhalb des KSK entwickelt, dieser sei "tief greifender und struktureller als derzeit im Ministerium bekannt sein dürfte". Die Führung des KSK sei jedenfalls mit einer straffen Aufklärung "offenbar überfordert". Detailliert schildert der Soldat, der seit 2018 im KSK dient, mehrere Beispiele für die Kultur des Wegschauens in der Eliteeinheit, wenn es um rechtsextreme Tendenzen geht. So habe einer seiner Ausbilder aus seiner "aggressiv nationalkonservativen Gesinnung" keinerlei Hehl gemacht. Als "call sign", über den sich die Soldaten im Funkverkehr identifizieren, habe seine Kommandozentrale zudem stets den Code "Y-88" benutzt. Die Rekruten hätten die eindeutige Anspielung auf den Hitlergruß zwar wahrgenommen, aus Angst vor Repressalien aber habe niemand etwas gesagt. Am Fall des Ausbilders Daniel K. schildert der Verfasser des Briefes, wie weit KSK-Führungskräfte gehen konnten, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. So war K. bereits 2007 als Hauptmann aufgefallen, weil er einen Kameraden von der kritischen Soldatengruppe "Darmstädter Signal" in einem Brief als "Feind im Inneren" bezeichnete und drohte, man werde ihn nicht nur beobachten. Vielmehr würden "Offiziere einer neuen Generation" irgendwann auch handeln. Der Brief des KSK-Kämpfers endete mit dem Satz: "Es lebe das heilige Deutschland." Dennoch wurde Daniel K. beim Kommando weiter eingesetzt, er stieg über die Jahre sogar zum Oberstleutnant auf. Von seinen Rekruten soll er laut dem Brief des Hauptmanns Aufsätze eingefordert haben, die einen möglichen Einsatz des KSK in Deutschland skizzieren sollten.

(https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-kommando-spezialkraefte-hauptmann-schickt-hilferuf-an-kramp-karrenbauer-a-17a4b656-bedb-4539-a948-e179708027b9?fbclid=IwAR2AHatvd19wBitH7xpsFUoB2w2qoHcSX7yd3ELZkoKh7vQIv-FbDcX0k3Y)

Das KSK ist durchsetzt mit Nazis. Es ist nicht reformierbar. Selbst der Spiegel schreibt, dass die jetzt aufgeflogenen Fälle wohl lediglich die Spitze des Eisberges seien. Diese Truppe die innerhalb der Bundeswehr als Vorbild gilt, deren Mitglieder zu Helden stilisiert werden, ist durchsetzt von Faschisten – wie ist wohl die restliche Bundeswehr, die sich an ihnen orientiert?

Die rechten Anschläge zuletzt in Deutschland zeigen dabei einträchtig, wie sicher sich Rassisten, Antisemiten und Faschisten in diesem Land fühlen können. Denn sie wissen: Die Sicherheitsbehörden und Strukturen sind auf ihrer Seite. Weder bei der Polizei noch bei der deuschen Armee hat man als Faschist etwas zu befürchten. Im Gegegnteil: man macht sich bei Vorgesetzten als rechtsextremer beliebt und darf auf eine Beförderung hoffen – wie im eingangs erwähnten Fall des Waffen hortenden KSK-Soldaten, der sogar noch zum Oberleutnant aufsteigen durfte. (vgl. ebd.)

Wir würden die auch als Demokraten nicht mögen.