Lateinamerika

Der Boykott der Wahlen, der sich bei der Massendemonstration zum 8-monatigem Gedenken des Verschwindens der 43 Studenten schon angedeutet hat, nimmt sehr konkrete Formen an. In mehreren Städten wurden Wahllokale gestürmt und wie auch in Pinotepa die Wahlunterlagen verbrannt. In Oaxaca blockierten Lehrer, die sich seit Monaten im Streik befinden, den Flughafen mit gekaperten Fahrzeugen. Im Vorfeld der Wahlen wurden in mehreren Staaten auch Kandidaten verschiedener Parteien getötet.

Am 26. Mai fand in Mexiko-Stadt eine Massendemonstration mit tausenden Teilnehmern statt, um den 43 vermissten Studenten, die am 26. September 2014 von der Polizei angegriffen und entführt wurden, zu gedenken.
Während der Demonstration wurde dazu aufgerufen, die Wahlen, die am 7. Juni stattfinden sollen, nicht nur im Staat Guerrero, sondern im ganzen Land zu verhindern. Im Sinne dessen wurde am Ende der Demonstration ein Berg von Wahlpropaganda, das von den verschiedenen Kontingenten eingesammelt wurde, in Brand gesetzt. Als die Bullen versuchten, das Feuer zu löschen, kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen die Feuerlöscher gegen Demonstranten eingesetzt wurden, sie selber wurden unter anderem mit Molotowcocktails angegriffen.

 

In Marcona gab am 25. Mai Proteste von Arbeitern des chinesischen Konzerns Shougang, der massenweise Menschen auf die Straße setzte. Bei diesen Protesten wurden unter anderem die Büros des Konzerns in Brand gesetzt. Die Bullen setzten gegen die protestierenden alles ein, was sie hatten, neben massivem Einsatz von Tränengas schossen sie auch mit scharfer Munition, wobei sie mehrere Arbeiter verletzten und einen erschossen.

Die Proteste gegen das Projekt Tía María, halten Peru zeitgleich weiter in Aufruhr, am 29. Mai gab es in Lima eine Demonstration mit über 2000 Teilnehmern, bei der es auch zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Bullen kam.

 

Am 28. Mai gab es in vielen Städten Chiles wieder Demonstrationen, alleine in der Hauptstadt nahmen über 100.000 Menschen teil. Der Grund für die Wut des Volkes hat sich nicht geändert, wie schon bei den Demonstrationen am  geht es um eine gerechtere Bildungspolitik, zudem wird den Ermordeten und Verletzten vergangener14. Mai Demonstrationen gedacht.
Auch diese Demonstration wurde massiv von den Bullen angegriffen, Barrikaden, Zerstörungen und Plünderungen konnten sie aber nicht verhindern.

Nach den Demonstrationen, bei denen auch zwei Jugendliche erschossen wurden, gab es weitere Demonstrationen, die von den Bullen massiv angegriffen wurden. Am 18. Mai gab es in der Hafenstadt Valparaíso Ausschreitungen von Fischern, die gemeinsam die hochgerüsteten Polizeikräfte attackierten.

In der Region Arequipa gibt es seit 2009 Protest und Widerstand gegen das Projekt der Kupfermine Tía María, die sich aktuell heftig verschärfen. Seit dem 23. März wurde im Tambo-Tal ein unbefristeter Streik ausgerufen, der am 10. Mai schon 49 Tage andauerte und 3 Todesopfer sowie über 200 Verletzte zu beklagen hat. Am 11. Mai schloss sich die FDTA (Federación Departamental de Trabajadores) dem Streik an und rief einen Generalstreik für die Region Arequipa aus.

In Chile gab es am 14. Mai landesweit Proteste für eine Bildungsreform. In Santiago waren mehr als 150.000 Menschen auf der Straße, dabei kam es wie auch schon am 16. April zu massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen Molotovcocktails und Steine gegen Panzerwagen der Bullen flogen, die auch mit Stangen und Knüppeln angegriffen wurden.
Die Proteste fanden unter anderem auch in Concepcion und Valparaiso statt, in letzterem wurden zwei Jugendliche am Rande der Demonstration erschossen, als sie Graffiti an einer Häuserwand anbrachten.

Paulo Justino Pereira, Vorsitzender der Verbindung Wladimir Lenin, wurde am Nachmittag des 1. Mai in Rio Pardo ermordet. Er nahm am 27. April an einem Treffen von Bauern aus verschiedenen Regionen Rondônias mit Vertretern des Konzerns Eletrobrás, der Behörde Incra (Instituto Nacional de Colonização e Reforma Agrária) teil, um für Energieversorgung, Strassen, Brücken und Schulen in der Region zu kämpfen. Dabei vertrat er die Forderungen von 3000 Bewohnern Rio Pardos. Am 29. und 30. April nahm er mit anderen Bauern an einem Treffen mit dem nationalen Vertreter der Gutsbesitzer teil, wobei er die Lage von über 300 Familien in Rio Pardo, die vor zwei Jahren umgesiedelt wurden, verurteilte. Das Treffen war angespannt und wurde ohne Lösung beendet, am Tag darauf wurde Paulo ermordet.