Lateinamerika

In der vergangenen Woche kam es in Kolumbien zu massiven Unruhen, nachdem der 43-jährige unbewaffnete Anwalt Javier Ordoñez brutal festgenommen wurde (u.a. unter Einsatz eines Tasers) und anschließend von der Polizei zu auf einer Wache mit neun Schädelfrakturen zu Tode gefoltert worden war. Seit seinem Mord ist das Land in Aufruhr. Bisher wurden mindestens 53 Polizeistationen angegriffen, von denen einige vollständig niedergebrannt wurden. In der Zwischenzeit wurden mindestens 66 weitere Personen von der Polizei angeschossen, von denen 13 von ihnen getötet wurden.

Am 2. September kam es zu einem Angriff von Spezialeinheiten der reaktionären paraguayischen Streitkräfte auf ein Lager der Ejército del Pueblo Paraguayo (EPP), der Paraguayischen Volksarmee. Der Angriff veranlasste den paraguayischen Präsidenten, vor Ort für einige Pressefotos zu posieren und auf Twitter über den Erfolg der Operation zu berichten. Die einzigen Menschen, die bei dem Angriff von den Spezialeinheiten jedoch erschossen worden waren, waren zwei 11-jährige Mädchen.

Der 30. August war der Internationale Tag der Verschwundenen, ein Tag, der jährlich weltweit abgehalten wird, um die Frage des Verschwindenlassens, der geheimen Inhaftierung und der Entführungen in den Vordergrund zu rücken. In Mexiko führten verschiedene fortschrittliche Organisationen und Familien von Opfern von Verschwundengelassenen Aktivitäten in verschiedenen Teilen des Landes durch.

Vergangenen Sonntag fand in Köln eine Demonstration aus Anlass der Solidarität mit den vier Hungerstreikenden Anwältinnen und Aktivisten in der Türkei Stadt. Rund 80 Menschen beteiligten sich an dem Marsch und dem abschließenden Konzert am Bürgerzentrum Ehrenfeld. Auch ein Kontingent proletarischer Revolutionäre aus der BRD beteiligte sich an der Demo.

Am 16. August hielten verschiedene fortschrittliche Organisationen in Chile eine gemeinsame Pressekonferenz ab um den Kampf der Politischen Gefangenen der Mapuche zu unterstützen und deren Forderungen und die aktuelle Situation der Kämpfe zu diskutieren. Unter ihnen waren auch verschiedenen Beteiligte und Aktivisten, welche selbst Ziel von Repression sind.

Wir veröffentlichen hiermit eine inoffizielle und vorläufige Übersetzung eines sehr wichtigen Artikels über den Kampf der Bauern in Brasilien, der von A Nova Democracia veröffentlicht wurde:

Brasilien: Dringend! Die Bauern haben die Rückeroberung von Santa Elina 25 Jahre nach der Schlacht abgeschlossen

Im Folgenden finden Sie einen Artikel aus dem Peasant-Resistance-Portal über die Eroberung der letzten Gebiete von Santa Elina, die 25 Jahre nach der historischen Schlacht von Corumbiara stattfanden.

In den frühen Morgenstunden des 16. August nahmen Dutzende von Bauernfamilien, angeführt von der Liga der armen Bauern von Rondônia und Westamazonien, das Latifundium Nossa Senhora, den letzten Teil der alten Santa Elina-Farm, die sich noch in den Händen von Großgrundbesitzern befand. Dies sind Länder, in denen der heroische Bauernwiderstand von Corumbiara vor 25 Jahren stattfand.

In Erinnerung an Luis Armando, besser bekannt als „Comandante Gato“, wurde vor kurzem in seiner Heimatstadt Cerro Grande, welche im Osten von Oaxaca, Mexiko, gelegen ist, ein neues Kommunales Kulturzentrum eröffnet. In Cerro Grande beteiligte sich „Comandante Gato“ in vielen Kämpfen der indigenen Bevölkerung in der Region Istmo de Tehuantepec, war Teil der Organisierung der Selbstverteidigungskräfte des Volkes und führte Kämpfe, wie beispielsweise die der Fischer. Am 11 April 2019 wurde er auf dem Rückweg in seine Heimatstadt in einemHinterhalt von Paramilitärs ermordet.

In Peru manifestierten sich aktuell die Bestrebungen der klassenbewussten Lehrer innerhalb der SUTEP darum, opportunistische und mit dem Staat zusammenarbeitende Positionen zu isolieren, in zwei Aufrufen zu Diskussionsveranstaltungen, wo diese Angelegenheit debattiert werden soll. In ihrer Aufforderung stellt der Jugendausschuss der Lehrer klar:

Wir müssen darum kämpfen, die Führung innerhalb der Gewerkschaft zu übernehmen, die Neuorientierung und Rekonstruktion der Basis auf uns nehmen und die opportunistischen und in Wahl begrenzten der Patria Roja isolieren und die Revisionisten und Opportunisten von FENATEP mit Castillo Terrones an der Spitze zu entlarven, die die Führung im historischen Streik von 2017 übernahmen, indem sie ihn wegen des Versprechens der Anerkennung ihrer FENATAP durch die Regierung verrieten, gefolgt vom Streik von 2018, bei dem sie die peruanischen Lehrer erneut verrieten.

Wir müssen die Aufmerksamkeit auf die klassenbewussten Lehrer legen, welche die Führung der Gewerkschaft nicht übernehmen wollen, genug von diesem Gezöger. Wir bekräftigen die Prinzipien der klassenbasierten Gewerkschaft, um den gegenwärtigen Moment zu überwinden, den unsere Gewerkschaft, der Sutep, durchmacht.

Peru


In Chile geht der Hungerstreik der politischen Gefangenen der Mapuche in den Gefängnissen Angol, Temuco und Lebu weiter und hat jetzt die 80-Tage-Marke überschritten. Während sich die gesundheitliche Situation der Gefangenen von Tag zu Tag verschlechtert, hat die Solidaritätskampagne zur Unterstützung ihres Kampfes neue Höhen erreicht.

An mehreren Stellen wurden Straßensperren von bewaffneten Gruppen errichtet. Am Morgen des 27. Juli übernahmen Familien und Dorfbewohner neben der Gemeinde Temuco auch die öffentlichen Gebäude in allen Gemeinden der Provinz Malleco. Gleichzeitig entwickeln sich eine Vielzahl von Demos und anderen Aktionsformen.

Chile 1

Chile 2

"Freiheit für die Mapuche Politischen Gefangenen [P.P.M] im Hungerstreik"


Vor zwei Tagen feierte die Liga der armen Bauern den 25. Jahrestag des heldenhaften Widerstands der Bauern von Corumbiara in Brasilien. Am 9. August 1995 versuchte der alte brasilianische Staat in Absprache mit den Großgrundbesitzern, die 600 auf der ehemaligen Ranch Santa Elina lebenden Familien zu massakrieren. Die Illusion, es leicht zu haben, die Bauern anzugreifen, ging allerdings in Rauch auf, als die reaktionären Kräften auf gut organisierten und heftigen Widerstand stießen der zur „Schlacht von Santa Elina“ führte. Mehr als 11 Bauern wurden an dem Tag ermordet, über 200 von Kugeln, Folter oder Traumata verwundet. Mehrere Bauern wurden verschwindengelassen. Der einzige Grund dafür, dass diese Zahl nicht größer war, liegt nur an dem starken Widerstand.

Ungefähr 20 Aktivisten aus verschiedenen Teilen Rondonias - Studenten, Anwälte und Bauern - versammelten sich an diesem Sonntag, um den an diesem Tag Verstorbenen zu gedenken und um zu denunzieren, dass die Mörder und Folterer immer noch ungestraft bleiben und den Familien auch nie eine Entschädigung gewährt wurde.

Bras


Die Genossen in Ecuador haben einen neuen Aufruf veröffentlicht, in dem sie die Wahlfarce sowie die Kandidaten anprangern und kämpferische Maßnahmen fordern. Unter dem Motto "Geht nicht wählen, bereitet den Volkskrieg vor" heißt es:

- Bewusstsein schaffen, dass das einzige, was wir mit diesen Wahlen haben werden - zusätzlich zum einem Beitrag in der Festigung der alten Demokratie -, dass das einzige, was wir erreichen werden, darin besteht, eine Gruppe von Elendigen in die Regierung zu bringen, die dafür verantwortlich sein werden mit dem Schmerz, Hunger, Elend und Leiden der großen Mehrheit zu spielen, zu schachern und zu handeln. [...]

- Militarisierung der Organisationen von Bauern, Arbeitern und anderen Massen. Militarisiert die Aktionen gegen die Wahlen und ihre Akteure.

- Zwangsblockaden. Verhindert die Freizügigkeit aller Akteure, die die Wahlen fördern. Unterbrecht den Prozess mit kämpferischen Blockaden.

Menschen in Ecuador: Es reicht nicht aus, anzukündigen oder dazu aufzurufen NICHT ZU WÄHLEN. Es ist wichtig, Maßnahmen zu entwickeln, die den BOYKOTT DER WAHLEN vorwärtsbringen. Wenn wir die Gedanken bewegen, dann lasst es für die Aktion, für die Transformation sein.

Ecuador


Da die Arbeitslosigkeit in Kolumbien mit der Krise im Mai 21,4% erreichte, welche sich insbesondere auf die 47% der im sogenannten informellen Sektor tätigen Bevölkerung auswirkte, können sich viele Familien ihre Miete nicht mehr leisten. Daher besetzten Hunderte von Familien zuvor ungenutztes Land in Soacha, einer Gemeinde südlich der Stadt Bogotá. Am 25. Juni vertrieb die berüchtigte Aufstandsbekämpfungspolizei ESMAD jedoch gewaltsam die Ansiedlung von etwa 800 Familien und tötete einen 15-jährigen Jungen, Duván Mateo Aldana. Weil ihre Situation ungelöst bleibt, gingen Hunderte am 6. Juli auf die Straße und blockierten die zentrale Autobahn nach Bogota.