Wir dokumentieren hier einen Artikel der Zeitschrift Klassenstandpunkt zum proletarischen Feminismus, der vor kurzem auf der Seite des Revolutionären Aufbau Bremen mit einer Vorbemerkung dokumentiert wurde. Die Anmerkung des RAB dokumentieren wir mit, sie ist hier als fett markierter Text wiedergegeben.

 

Im Rahmen unserer Kampagne „Gemeinsam kämpfen gegen Patriarchat und Kapital“ dokumentieren wir einen Text aus der Zeitschrift „Klassenstandpunkt“. Er wirft die wichtige Frage auf, ob Revolutionäre Kinder haben sollten, was Kindheit in der bürgerlichen Gesellschaft ist und gibt interessante Denkanstöße wie wir als Kommunisten damit umgehen sollten.

Da wir noch keinen eigenen Beitrag zu dieser Debatte geleistet haben, wollen wir hier auf diesen hinweisen. Denn es ist für uns als marxistische Organisation wichtig, in dieser Frage eine korrekte Linie zu entwickeln und einen proletarisch Feministischen Standpunkt, also den marxistischen Standpunkt, einzunehmen.

 

„Liebling kümmerst du dich bitte um die Kinder?

Im Entwicklungsprozess der proletarischen feministischen Bewegung, von einer Bewegung hauptsächlich junger Frauen zu einer wahren klassenbewussten Bewegung der breitesten und tiefsten Frauenmassen, wird es eine unmittelbare Notwendigkeit, die Frage darüber, wie die revolutionäre Organisation damit umgeht, wenn Genossinnen, auf allen organisatorischen Ebenen, schwanger werden bzw. Kinder kriegen, zu beantworten. Selbstverständlich ist die Fragestellung noch aktueller bei Genossinnen, die schon Kinder haben und in der revolutionären Arbeit tätig sind. In diesem Artikel stellen wir einige Eckpunkte, die wir als Marxisten-Leninisten-Maoisten als weg-leitend in diesem Aspekt sehen, dar.

Kinder sind das Leben und die Zukunft

Die „einfachste Lösung“ der Frage, wie Revolutionäre mit der „Kinderfrage“ umzugehen haben, ist zu sagen: „Revolutionäre sollten keine Kinder haben.“ Diese „Lösung“ ist gewöhnlich in kleinbürgerlichen Zirkeln, hat aber mit dem Marxismus nichts am Hut.

Die Reproduktion des Menschenlebens ist die meist elementare Notwendigkeit des Menschen. Als solche ist sie keine persönliche Frage, sondern eine gesellschaftliche. In diesem Sinne ist es eine Absurdität, die Frage der Kinder, welche bekanntermaßen die Quintessenz des Fortlebens der Art sind, als eine „Frauenfrage“ zu betrachten. Aber die Gesellschaft in welcher wir leben ist nicht rational und wissenschaftlich, trotz aller Deklamationen des Gegenteils und in Folge wird die Reproduktion des Lebens als ein Problem der Frauen gehandhabt. Entsprechend müssen wir von der konkreten Realität ausgehen und nicht davon wie es „sein sollte“.

Als Marxisten-Leninisten-Maoisten sind wir für den Kommunismus, der Gesellschaft, die die volle Entfaltung der Menschheit erlauben wird, das Zukunftsreich ohne Ausbeutung und Unterdrückung jeder Art. Die Aufgabe die Menschheit zum Kommunismus zu führen, ist auf die Schultern des Proletariats gefallen. Dass das Proletariat sich der Reproduktion des Menschenlebens widersetzen solle, wäre eine absolute Negation von diesem fundamentalen historisch-materialistischen Standpunkt. Die Zukunft gehört dem Proletariat und entsprechend ist unsere Grundhaltung optimistisch. Die Kommunisten sind ein Trupp des Proletariats, seine besten Töchter und Söhne, seine Vorhut, als solche können sich die Kommunisten nicht von der Klasse trennen oder besondere Privilegien ihr gegenüber beanspruchen. Fall es jemand macht, ist diese Person kein Kommunist, sondern ein Revisionist. Folgend können Kommunisten nicht fordern, dass die Klasse im Allgemeinen sich um die Reproduktion des Lebens, mit allen Opfern, die damit in der gegenwärtigen Realität verbunden sind, kümmert und sie selber nicht.

Ein „Argument“ dafür das Revolutionäre keine Kinder haben sollten, ist die „Sicherheit“. Die Konterrevolution versucht in ihrem Kampf ums Überleben immer die revolutionären Kräfte durch die meist barbarischen und niedersten Mittel zu brechen und immer wieder hat es sich gezeigt, dass es eine von ihren perversen „Lieblingsmethoden“ ist, die Kinder der Revolutionäre anzugreifen. Das ist eine harte Wahrheit, eine Tatsache, die jedem bewusst sein muss. Aber daraus die Schlussfolge zu ziehen, dass Revolutionäre keine Kinder haben sollten, ist vollständig falsch; Wir haben schon über das allgemeine Verhältnis zwischen Kommunisten und der Klasse gesprochen, und weil die revolutionäre Gewalt das Mittel ist, mit welchem die proletarische Revolution durchgeführt werden kann, und sich diese im Volkskrieg, als die Militärtheorie des internationalen Proletariats, konkretisiert, wird das Problem noch prägnanter. Der Volkskrieg ist ein Krieg der Massen und nicht ein Krieg einer Gruppe ausgewählter „Helden“. Entsprechend muss der Volkskrieg von den Massen selbst getragen werden. Die Rolle der Kommunisten ist es, zu führen. Das heißt als Macher der Revolution wird auch die breite Masse vergleichbare Risikos eingehen wie die Kommunisten und so wäre es eine Absurdität zu sagen, dass nur die Kommunisten wegen der „Sicherheit“ keine Kinder haben sollten. Falls dieses „Argument“ richtig wäre, dann sollte das revolutionäre Volk keine Kinder haben: „Revolution oder Leben“, „Revolution oder Zukunft“! So kann sich nur der Kleinbürger der Frage stellen. Das hat mit dem Marxismus und dem Proletariat nichts zu tun. Falls die Revolution nicht für eine bessere Zukunft ist, dann hat sie keinen Sinn. Falls die revolutionäre Klasse sich nicht reproduzieren sollte, dann muss sie auch nicht die Revolution machen.

Ausgehend von diesem Standpunkt können wir feststellen, dass Revolutionäre Kinder haben werden, die Kommunisten werden als Teil des Proletariats das Menschenleben reproduzieren und das ist gut und richtig. So muss die revolutionäre Organisation Lösungen für die damit verbundenen Probleme finden.

Zwei einander entgegenstehende Auffassungen über „Kindheit“

Als in der BRD lebende Menschen sind wir geprägt von der Vorstellung darüber was Kinder sind, was wir unter dem Begriff Kinder verstehen, die sich mit der bürgerlichen Revolution durchgesetzt hat. Diese Anmerkung ist wichtig, weil der Feudalismus und die vorhergehenden Produktionsverhältnisse ein anderes Verständnis davon hatten, was wir sehen, wenn wir Länder in der Welt, in denen noch halbfeudale Produktionsverhältnisse herrschen, betrachten. Folglich variiert der Begriff „Kind“ und „Kindheit“ mit der Zeit und der Entwicklung des Klassenkampfes. Vor der bürgerlichen Revolution wurden Kinder in Deutschland und im Allgemeinen als „unentwickelte Leute“ , von denen man hoffte, dass sie eines Tages als „richtige Leute“ werden arbeiten können, gesehen – zumindest von der absoluten Mehrheit der Bevölkerung.

Die Vorstellung darüber was Kind und „Kindheit“ ist, entwickelt sich mit der Gesellschaft und jede Klasse hat ihren eigenen Standpunkt dazu. Durch die bürgerliche Ideologie wird uns ein Bild, darüber was eine „gute Kindheit“ ist, vermittelt, nachdem Kinder eine „gute Ausbildung“ haben, dass jedes Kind eines Tages auf die Universität gehen, mindestens ein Instrument spielen können, Sport treiben und sehr gepflegte „soziale Kontakte“ haben sollte usw. usf. Das eine solche „Luxus-Kindheit“ nur für die Bourgeoisie, das Kleinbürgertum und die Arbeiteraristokratie, in den imperialistischen Ländern, möglich ist, wird in der ideologischen Indoktrinierung verschwiegen; In der bürgerlichen Gesellschaft wird das Bürgerliche als das „allgemein Menschliche“ dargestellt. Dass eine solche Kindheit nichts mit der Kindheit der Kinder der absoluten Mehrheit der Weltbevölkerung und mit der Realität der tiefsten und breitesten Massen, vor allem der unteren Schicht des Proletariats, auch in einem Land wie der BRD zu tun hat, wird entsprechend der Logik des Systems in der offiziellen Propaganda ignoriert.

Da wir alle geprägt von der alten Gesellschaft sind und ständig mit der bürgerlichen Ideologie konfrontiert werden, ist es selbstverständlich, dass auch unter Revolutionären die „spontane“ Vorstellung darüber, was eine „gute Kindheit“ ist, der der Bourgeoisie entspricht – eine Tatsache, die von dem Faktum, dass im gegenwärtigen Moment der Entwicklung der revolutionären Bewegung viele Genossinnen und Genossen aus dem Kleinbürgertum stammen, noch verstärkt wird.

Es ist also notwendig auch in dieser Frage einen Kampf für die ideologische Transformation der Revolutionäre, als Teil des Kampfes für die Verkörperung der Ideologie des Proletariats, des Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich des Maoismus, zu führen. Wir müssen die proletarische Verstellung darüber, was eine „gute Kindheit“ ist, der bürgerlichen entgegenstellen.

Das internationale Proletariat hat nicht nur eine theoretische Vorstellung in dieser Frage, sondern auch reiche praktische Erfahrung. Die Erfahrung der Kommunistischen Parteien, der revolutionären Bewegung und vor allem der Erfahrungen der Diktatur des Proletariats in der Sowjetunion und China, mit der Großen Proletarischen Kulturrevolution, als ihrem bisherigen Höhepunkt, sind eine Schatzkiste aus der wir lernen müssen. Wir hoffen, dass wir in Zukunft mehrmals Artikel zu diesem Thema publizieren können, aber im Vorliegenden ist der zentrale Punkt, dass wir hervorheben wollen, dass das Proletariat Kinder nicht als irgendwelche empfindlichen Pakete ansieht, die durch ihre ersten 18 Jahre hindurch transportiert werden müssen, um sich irgendwann als „verantwortliche Bürger“ zu entfalten, sondern als Menschen, denen die Zukunft gehört und entsprechend müssen sie verstehen um diese Zukunft zu kämpfen und sie zu gestalten, im Dienste einer Welt, die ihre sein wird, frei von Ausbeutung und Unterdrückung; für uns müssen Kinder vor allem durch praktische Erfahrung lernen, weggeleitet von der Ideologie des Proletariats, die Welt umzuwandeln um dem Volke zu dienen.

Diese Grundhaltung erlaubt uns den bürgerlichen Standpunkt zu zerschlagen.

Kinder sind kein „Frauenproblem“ für uns!

Ein wesentlicher Teil der unbezahlten notwendigen sozialen Reproduktionsarbeit, die Frauen im patriarchalen System leisten müssen, ist direkt mit den Kindern verbunden. Frauen „kümmern sich“ um die Kinder, sei es Essen, Kleidung, ärztliche Versorgung, Kita, Schule usw. Frauen müssen „wegen den Kindern“ in Teilzeit arbeiten oder, vor allem im Fall kleinbürgerlicher Frauen, auf die eigene „Karriere“ verzichten. So ist es die „Verantwortung“ der Frau innerhalb der bürgerlichen Familie sicherzustellen, dass die Kinder sich so entwickeln, wie es die bürgerliche Ideologie vorschreibt

Dieser patriarchale Standpunkt ist es, mit welchem wir alle indoktriniert werden, jeden Tag und immer wieder, nicht nur Männer, sondern vor allem Frauen. Für die Männer passt es natürlich, sie haben einen Vorteil dadurch. Für die Frauen wird die Verinnerlichung dieses Standpunkts zu einer Kette, die sie tief in der patriarchalen Sklaverei fesselt. Die Frauen übernehmen den Standpunkt der Unterdrücker und werden so zu ihren eigenen Sklaventreibern.

Dass die Sache so ist, „weiß“ jeder, der sich mit dem Feminismus in einer seiner Farben auseinandergesetzt hat. Es ist innerhalb der revolutionären Bewegung fast unmöglich jemand zu finden, der sich über dieses Problem nicht „bewusst“ ist. Trotzdem setzt sich das in fast jedem Fall, wenn Revolutionäre Kinder kriegen, durch. Plötzlich sieht man „bewusste“ Genossinnen die Rolle der „Frau“ annehmen. Genossinnen, die, bevor sie Kinder hatten, alle möglichen theoretischen Fragen über die Unterdrückung der Frau erklären konnten und eine gute revolutionäre Praxis entwickelten, sind jetzt „Mütter“. Natürlich gibt es immer tausendundeine „Erklärung“, von legitimer Kritik über fehlende Unterstützung durch das revolutionäre Kollektiv bis zum „Argument“, dass „der Mann“ keine Ahnung von Kindern hat (und trotzdem bleiben die Genossinnen mit solchen Pennern!). Im Kern aber bleibt: Mutterschaft und revolutionäre Arbeit im Allgemeinen, kommunistische Tätigkeit im Besonderen, sind nicht vereinbar. Die Bedeutung ist klar, Frauen können laut diesem Standpunkt nur eine aktive Rolle in der revolutionären Bewegung spielen, solange sie keine Kinder haben. Bekommen Genossinnen Kinder werden sie zu Revolutionären zweiter Klasse reduziert. Leider ist die Geschichte der internationalen Kommunistischen Bewegung voll von Bestätigungen des oben gesagten.

Als Marxisten-Leninisten-Maoisten müssen wir dagegen kämpfen. Wir müssen weibliche Militante schaffen. Wie bei der Partei, wo wir Kommunisten schaffen müssen. Wir müssen Revolutionärinnen schaffen, die diese Aufgabe erledigen, weil die Befreiung der Frauen nur das Werk der Frauen selbst sein kann, genauso, wie die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter selbst sein kann. Es reicht nicht aus, dass das Proletariat die Macht erobert, dass die Kommunistische Partei führt, dass der Sozialismus aufgebaut wird, dass Gesetze geändert werden, es reicht nicht einmal die Kulturrevolution, wenn die Frauen nicht selber anpacken.

Wenn wir eine Frauenbewegung haben, die nicht nur ein Feigenblatt sein soll, dann muss der Frauenkampf auch in der revolutionären Organisation entfaltet werden, d.h. wir brauchen viele Genossinnen, weibliche Kommunistische Führer. Das macht Probleme. An diesem Punkt kommen patriarchale Kriterien innerhalb von unseren Organisationen zum Ausdruck. Der proletarische Feminismus muss im Kampf in der Organisation durchgesetzt werden.

Falls wir diesen Kampf nicht führen, dann stählen wir keine Frauen; keine Frauen, die den Kampf führen können, damit wir den proletarischen Feminismus umsetzen. Letztlich heißt das, dass die einzige marxistische Taktik nicht umgesetzt wird – zu den tiefsten und breitesten Massen zu gehen. Es hängt also der gesamte Charakter der revolutionären Organisation davon ab. Davon hängt ab, ob wir Marxisten sind oder nicht.

„Mutter“, „Freundin“, „Ehefrau“, das ist nicht, was uns definiert. Unsere militante Identität ist ganz einfach die von Kommunistinnen.

Der Kampf muss gegen jede patriarchale Haltung in der revolutionären Bewegung geführt werden, in diesem Fall an erster Stelle gegen die Ausdrücke bürgerlicher Ideologie in den Genossinnen selbst. Das wichtigste ist, dass wir mit der Sklavenmentalität brechen und nicht erlauben, dass wir “unsere Ideologie benutzen“ um vor allem persönliche Probleme zu „analysieren“ bzw. versuchen den proletarischen Feminismus auf eine beziehungs-moralische „Waffe“ zu reduzieren. An zweiter Stelle muss ein schonungsloser Kampf gegen die vulgären frauenfeindlichen Haltungen von Genossen, die Frauen nicht als Genossinnen ansehen, nicht als Kämpferinnen und Massen, sondern als etwas anderes, als „eine andere Natur“, die angeblich besser ausgestattet ist, sich um Kinder zu „kümmern“, begründet mit reaktionären idealistischen Argumenten, geführt werden.

Es muss klar sein, dass für Revolutionäre die Frage, welcher Elternteil in einer Paarbeziehung der Hauptverantwortliche für die Kinder ist, eine Frage ist, wer das größere Versprechen mit der revolutionären Bewegung hat.

Weiter muss die revolutionäre Bewegung organisatorische, kollektive Lösungen finden, um die Kleinkindbetreuung (in all ihren Aspekten) zu organisieren. So wie in allen andren Fragen basieren sich die Kommunisten in diesem Fall auf ihre eigenen Kräfte und die Massen. Wir müssen uns um die Kinder kümmern, wir als Kollektiv.

In diesem Zusammenhang müssen wir ständig unsere Vorstellung darüber, was Kinder sind, im Kopf haben und die bürgerliche bekämpfen, d.h wir müssen den Kindern die Möglichkeit geben sich zu bilden und zu organisieren, ihre Theorie und Praxis zu entwickeln. Wir dürfen die Kinder nicht wegpacken, sondern müssen sie mitnehmen und sie Teil werden lassen von der Gestaltung ihrer Welt, die der Zukunft, die des Kommunismus.

Entfalten wir den Kampf um neue Probleme zu lösen

Ohne die Macht ist alles ein Blendwerk, lehrt uns Lenin, und ja, die Sachen, die wir beschreiben werden am Ende umsonst sein, falls das Proletariat nicht seine eigene Macht errichtet. Aber das wird es. Unsere Aufgabe im gegenwärtigen Moment des Klassenkampfes in der BRD ist es vor allem neue Probleme zu lösen, weggeleitet vom Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich Maoismus, um die Entwicklung der revolutionären Bewegung zu fördern. Lasst es uns tun!“