Am Tag des Urteils gegen die Antifaschistin Lina versammelten sich im Bremer Viertel spontan und unangemeldet mehrere hundert Menschen. Die Polizei war zwar auf diese Aktion vorbereitet, aber nicht in der Lage, sie vollkommen zu unterbinden. Während die Polizei behauptet, „die Demonstranten“ hätten „unvermittelt“ die Polizei angegriffen, ergibt sich mit dem Großaufgebot für Bremer Verhältnisse doch ein anderes Bild. Mit dem Zweck, jegliche kämpferische Aktion zu unterbinden, wurden unmittelbar nach Beginn der Spontanversammlung mehrere Dutzend Demonstranten gekesselt und über Stunden festgehalten.

Die Polizei verbot es Anwohnern, Essen und Trinken an die eingepferchten Demonstranten, unter denen sich wahrscheinlich auch einige zufällig Anwesende befanden, zu verteilen. Die Polizei schikanierte sogar rechtswidrig einen 12-jährigen Jungen, der sich zuvor aus einem Fenster heraus solidarisiert hatte, bis sein Vater einschritt und die Polizisten zurechtwies. Erst nach Stunden wurden die Demonstranten im Kessel mithilfe des Betreibers des lokalen öffentlichen Nahverkehrs BSAG in Bussen ins Polizeipräsidium gebracht. Dort wurden sie über weitere Stunden festgehalten und erst in den Morgenstunden entlassen.

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Trotz des Versuches, jegliche Aktion zu unterbinden, war die Polizei dazu nicht in der Lage. Eine große Anzahl an Demonstranten wehrte sich gegen die weitere Beschneidung des Versammlungsrechtes, das im Grundgesetz festgeschrieben ist, und verweilte an dem Ort der Versammlung. Es wurden lautstarke Parolen gerufen wie „Freiheit für alle politischen Gefangenen!“ und „Die BRD ist nicht unser Staat, alle Macht dem Proletariat!“. Die Polizei, entschlossen, den Willen des Nachwuchs-Noske Ulrich Mäurer zu vollstrecken, ging aggressiv gegen die Demonstranten vor, machte einige brutale Festnahmen und drängte die Demonstranten zurück. Die verstreuten sich zwar (einige machten auch „Feierabend“, wieder andere blieben passive Randgestalten), wurden aber durch einige Entschlossene wieder zusammen gerufen – die Straße wurde sich wortwörtlich zurückgenommen. Die Polizei konnte so ihr Ziel, das Viertel zu räumen, über Stunden nicht erfüllen, mit einer hohen Moral hielten eine größere Gruppe Demonstranten die Stellung und verhöhnten die ihnen gegenüber stehenden hochgerüsteten Polizeikräfte und riefen lautstark Parolen. Einige Eindrücke von den späteren Stunden des Protests bekommt man in diesem Video eine lokalen Nachrichtensenders.

Mit dabei war auch ein Transparent mit einem Zitat aus dem Lied der Internationalen Brigaden aus dem spanischen Bürgerkrieg: „Dem Faschistengesindel keine Gnade, keine Gnade dem Hund, der uns verrät!“. Beides spielt auf das Verfahren gegen Lina und einige Ereignisse im Zusammenhang damit an. Daneben prangte das Symbol des Roten Bundes, der erst zum 1. Mai diesen Jahres seine Gründung bekannt gegeben hatte. Viele der entschlossensten Demonstranten sammelten sich um dieses Transparent, bevor die Aktion in der Nacht beendet wurde.

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Das Vorgehen der Polizei, ihre Einschränkung des Versammlungsrechts, der rechtswidrige Kessel gegen Demonstranten, die militärische Besetzung des Viertels, die Schikane gegen jeden Passanten und Anwohner – sogar gegen Kinder –, die teilweise brutalen Festnahmen, die Aushungerung von festgesetzten Demonstranten, alles das ist, wofür der „rot-rot-grüne“ Senat in Bremen steht, der in diesem Moment in den Koalitionsverhandlungen seine zweite Auflage vorbereitet. Wer also meint, sich mit Parteien wie der „Linkspartei“ verbinden zu können und diese als eine „bessere Alternative“ oder „kleineres Übel“ sieht, verbündet sich genau mit dieser repressiven Politik. Welcher ernsthaft revolutionär oder progressiv gesinnte Mensch in Bremen könnte das ernst meinen? Natürlich keiner.

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