Die Bilanz der DB-Tochterfirma S-Bahn Berlin GmbH ist nicht die Beste, das weiß jeder Berliner aus eigener Erfahrung. Um den Profit zu maximieren sparte die Betreiberfirma des Berliner S-Bahn Netzes systematisch die Infrastruktur kaputt. 2009 kam es zum Kollaps, als mehrere hundert Wagen aufgrund akuter Sicherheitsmängel aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Die Folge waren jahrelang gehäufte Verbindungsausfälle und die Einstellung ganzer Strecken.

 

Der Berliner Senat reagierte, indem er die Berliner S-Bahn in mehrere Teilstrecken unterteilt für neue Betreiberfirmen ausschrieb. Man folgte dem kapitalistischen Credo, dass Konkurrenz für günstigere Preise sorgen solle. Dass diese günstigeren Preise vor allem durch weitere Lohndrückerei und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zustande kommen könnten, wie Gewerkschafter warnen, kümmert die Herrschenden natürlich nicht. Außerdem gibt es die berechtigte Befürchtung, dass bei mehreren Betreiberfirmen im Netz Chaos an den Schnittstellen entsteht und die Ticketpreise noch mehr ausufern. Auch würde eine kostspielige Doppelstruktur im Bereich Wartung entstehen.

 

Die Deutsche Bahn jedenfalls versucht alles, um den satten Berliner S-Bahn Kuchen nicht teilen zu müssen. Jetzt am Ende des Vergabeverfahrens ist mit der französischen Alstom nur noch ein Mitbewerber im Rennen, aber seine Aussichten schwinden. Denn die DB hat mit Siemens und Stadler ein Monopol gebildet, das den Bau und den Betrieb der S-Bahnen in einem Unternehmenskonstrukt vereint. Außerdem hat der geheim tagende „Lenkungskreis“ entschieden, dass die Stromspannung der Bahnen nicht von 750 auf 1500 Volt umgestellt wird. Eine Entscheidung die Ineffizienz und das deutsche Monopol DB/Siemens/Stadler begünstigt, denn das muss ihre neueste S-Bahn Baureihe so nicht umkonstruieren: Experten schätzen den Kostenvorteilauf eine halbe Milliarde Euro.

 

Die Chancen sind also hoch, dass die schlechte Alternative zum schlechten Status quo scheitert und alles beim Alten bleibt. Damit läuft dieser ganze Politzirkus ins Leere. Einerseits ist ein Privatisierungschaos abgewendet, andererseits kann die S-Bahn Berlin weiterhin an erbrachten Leistungen, Lokführern und Wartungsarbeitern zu sparen, um Profite an den gewinnorientierten Mutterkonzern in Staatshand abzuführen.