Für den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke wurde am Montag der Neonazi Stephan E. festgenommen. Der hochrangige CDU-Politiker Lübcke wurde zum Feindbild von Neonazis, weil er die Flüchtlingspolitik der Merkelregierung öffentlich verteidigte. Sein Attentäter Stephan E. soll Verbindungen zu Combat 18, dem militärischen Arm von Blood and Honour, unterhalten haben. Auch für den NSU war Combat 18 prägend. Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen der Tat von Stephan E. und dem NSU, E. Hat einen „führenden Repräsentanten des Staats“ (Seehofer) angegriffen, während es der NSU unmittelbar auf Migranten abgesehen hatte. Stephan E. ist seit seinem fünfzehnten Lebensjahr mit zahlreichen Mordversuchen gegen Migranten aufgefallen und wurde dafür nur in einem lächerlich geringen Maß verfolgt.

An diesem Kriminalfall zeigt sich das Ringen zweier Strömungen bürgerlicher Herrschaft - Faschismus und Parlamentarismus. Der deutsche, parlamentarische Imperialismus braucht das selektive Asylrecht um Feindnationen zu delegitimieren und günstig ausbeutbare Arbeitskräfte ins Land zu holen. Dafür stand Lübcke. Die Faschisten sind einerseits nützlich für die bürgerlichen Demokraten, weil sie das Volk spalten und einen effektiven Widerstand der Ausgebeuteten so bekämpfen. Dafür steht Stephan E. Deshalb ist es kein Zufall, dass der Staat auf dem rechten Auge blind ist, wie jeder weiß. Anderseits ist der Parlamentarismus die bestmögliche Regierungsform für die Bourgeoisie, weil sie dem Imperialismus die größtmögliche Legitimität verleiht. So wird der parlamentarische Staat für Faschisten wie Stephan E. zu einem Feindbild, weil er den deutschen Interessen angeblich nicht genug dient. Damit meinen sie die brutale völkische Vorstellung einer ethnisch "reinen" deutschen Nation. Mit dem Klassenstaat und dem Imperialismus haben sie selbstverständlich keine Probleme.