Man konnte in den letzten Wochen kaum eine Zeitung finden, in der nicht über das neue sogenannte „Antidiskriminierungsgesetz“ der Berliner Polizei gejammert wurde. Angeblich würden die Bullen dadurch schikaniert und an ihrer Arbeit gehindert werden. Innenminister Seehofer droht sogar damit, keine Prügelknaben aus anderen Bundesländern mehr zu Berliner Großveranstaltungen schicken zu wollen.

Fakt ist, dass bei der angeblich ach so sauberen Berliner Bullerei allein im Juli wieder mindestens zwei rechtsradikale Vorkommnisse bekannt geworden sind. Bei einem Einsatz im Juni wurde ein SEK-Mann fotografiert, wie er ein T-Shirt der Marke Grunt-Style trug. Viele Motive dieser Marke glorifizieren Yankee-Imperialismus und Chauvinismus, so zum Beispiel Morde durch Kampfdrohnen. Auch Antikommunismus ist ein verbreitetes Motiv, es gibt Shirts mit der Aufschrift „Commie Killer“. Konsequenzen muss dieses Schwein in Uniform aber natürlich keine fürchten. Denn der SPD Innen-Staatssekretär Akmann findet das alles gar nicht schlimm, er will bei der Herstellerfirma keine Verbindungen zur Rechtsextremen Szene erkennen. Damit bestünde auch keine Notwendigkeit, die „charakterliche Eignung“ des Bullen überprüfen zu müssen.

Ein noch drastischerer Fall ereignete sich mal wieder bei einer Berliner Hundertschaft. Bei einem Aufnahmeritual für neue Rekruten mussten diese einen martialischen und antikommunistischen Spruch aufsagen. In der bürgerlichen Presse wurden davon nur folgende Auszüge dokumentiert: „… meine MP5 zerfickt alles … wir weichen nicht zurück … wir haben schon Zecken beim Sex beobachtet …“. Dieser Spruch soll auch auf einer Urkunde festgehalten worden sein und zwar in Frakturschrift. Auch hier sieht die Staatsanwaltschaft keinen strafrechtlichen Verstoß. Stattdessen würden interne Konsequenzen greifen. Diese naturgemäß sehr intransparenten dienstrechtlichen Verfahren sind vor allem Augenwischerei. Die Leitung des Bereiches soll laut Polizeipräsidentin ausgetauscht worden sein. Das heißt aber nicht Rausschmiss, sondern Versetzung. Während sie diesen Vorgang verurteilt, relativiert sie ihn gleichzeitig: „Sinnsprüche zur Zugehörigkeit und das Zelebrieren von Begrüßungen sind kein polizeiliches Phänomen. Ich denke an Vereine, Bereiche des Handwerks, Hochschulen und vieles mehr. Teile der getroffenen Aussagen in diesem Fall haben für mich jedoch klar eine Grenze überschritten […].“ Welche Teile keine Grenze überschritten haben, verrät sie nicht. „Meine MP5 zerfickt alles“ soll also so etwas wie das „Glück auf“ der Bullen sein, in einer Zeit, in der deutsche Polizisten auch gegen Unbewaffnete immer schießwütiger werden.