Am vergangenen Samstag ist es beim Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VFB Stuttgart erneut zu einem größeren Gewalteinsatz der Polizei gegen Fußballfans gekommen. Bei diesen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Fußballfans mussten die Bullen einiges mehr einstecken als bei vorherigen Vorfällen. So soll laut Angaben der Polizei eine zweistellige Anzahl an Bullen verletzt worden sein, wovon vier im Krankenhaus behandelt wurden. Auf Seiten der Fans gab es insgesamt 70 Verletzte und sieben schwer Verletzte.

 

Laut Aussagen der Bullen wäre der Auslöser der Auseinandersetzungen die Bedrohungen von Ordnern seitens Frankfurt-Fans vor dem Spiel. Die Frankfurter Fan-Organisation „Der 13. Mann“ schildert die Ereignisse jedoch ganz anders:

 

Auch hier in Frankfurt wollte man sich offenbar an der bundesweiten Eskalationsstrategie der Polizei beteiligen, die in den letzten Wochen (...) schon zu etlichen verletzten Fans geführt hat. (…) Uns war schon vor dem Spieltag bekannt, dass ein Großeinsatz geplant ist und Polizeikräfte beispielsweise gar aus dem Urlaub zurückgerufen wurden. (...)Am gesamten Spieltag kam es zu keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen, weder vor, noch nach dem Spiel. Auch die von der Polizei Frankfurt über Twitter/X um 18:06 Uhr verbreitete gesuchte Eskalation rivalisierender Fangruppen" hat schlichtweg nicht stattgefunden. Vielmehr kam es vor Block 40 zu einer versuchten Festnahme durch eine zivil gekleidete Person, mutmaßlich weil keine korrekte Eintrittskarte vorlag. Wenige Sekunden später stand bereits die Polizei inklusive Videoüberwachungsmaßnahmen parat und betrat massiv den Bereich vor Block 40. Die Einheiten müssen also für diesen Einsatz bereits parat gestanden haben.(...)Anschließend kam es zu einer mindestens 30-minütigen Konfrontation, bei der die Polizei immer wieder unter Schlagstock- und Reizstoffeinsatz vorrückte ohne jede Rücksicht auf Verluste auch unter normalen Fans, Frauen und Kindern.(…)“

 

Selbst bürgerliche Medien kommen zum Schluss, dass es sich bei den Darstellungen seitens der Bullen nicht um die Wahrheit handeln kann. So lautet die Überschrift eines Artikels der Frankfurter Rundschau diesbezüglich Eklat vor Eintracht-Spiel: Nicht Bengalos gefährdeten Kinder, sondern die Polizei“. Und der gleiche Artikel stellt genauso wie die Frankfurter Fan-Organisation den Vorfall am letzten Samstag in Frankfurt in einem Kontext mit den vorherigen Angriffen seitens der Polizei in Hamburg und Bochum und die kommende Europameisterschaft welche u.a. in der BRD ausgetragen wird.

 

Nun setzten wie erwähnt Vereinigungen der organisierten Fußballszene und manch Journalisten diese Ereignisse mit der kommenden Europameisterschaft in einem Kontext. Nicht zu unrecht. Schon im Jahr 2006 kam es im Vorfeld der in Deutschland ausgetragenen Weltmeisterschaft zu erhöhter Repression gegen Fußballfans. Doch das Panorama Tendenz zu steigenden Gewalt in deutschen Fußballstadien hört nicht bei der EM auf. Denn gesellschaftliche Großereignisse wie internationale Fußballturniere, Olympiaden oder Politikergipfeln werden dazu genutzt die Reaktionarisierung des deutschen Imperialismus voranzutreiben. So werden vor der Austragung solcher Großereignisse allerlei Argumente ins Feld geführt wird, warum es notwendig ist die Befugnisse der sogenannten Sicherheitsapparate von Polizei über Ordnungsamt bis hin zu Geheimdiensten auszubauen, die Kameraüberwachung zu erhöhen. Oft geht dies noch einher mit zahlreichen Sicherheits- und Kommerzialisierungskonzepten für die Innenstädte und Partymeilen in denen die Besucher der Veranstaltungen ihre Freizeit verbringen werden.

 

Und so findet die Europameisterschaft in diesem Sommer und das verschärfte Vorgehen der Polizei gegen Fußballfans eben auch ganz konkret im Kontext der wirtschaftlichen und politischen Krise des deutschen Imperialismus statt und seiner Notwendigkeit die Reaktionarisierung entscheidend voranzutreiben.


Titelbild:https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/hannover-fans-pruegeln-sich-mit-der-polizei-randale-bilanz-nach-dem-2-liga-topsp-86057838.bild.html