Wir dokumentieren hier eine deutsche Übersetzung des Berichts der CRDO (Coordination of Democratic Rights Organisations - Koordination von Organisationen für Demokratische Rechte) vom 9. November 2016.

Einleitung
Ein großes “Encouter”-Ereignis fand am 24. 10. 2016 im Andhra Odisha Grenzgebiet statt und führte zu der Ermordung von 18 Personen durch die Greyhounds (Polizeispezialeinheit) und andere Sicherheitskräfte in gemeinsamen Operationen die durch die Odisha und Andhra Staatsbehörden geleitet wurden. Am 25. Oktober wurden erneut vier Personen ermordet und die Anzahl der getöteten wuchs bis zum 27. Oktober 2016 auf 31 an.

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Bild 1: Das CDRO Team spricht mit den Eltern Jayram Khilas im Dorf Khajuriguda.
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Bild 2: Das CDRO Team spricht mit den Eltern Jayram Khilas im Dorf Khajuriguda.

Diese drei Ereignisse führten zu nationaler Aufmerksamkeit und starken Reaktionen. Verschiedene von den Medien erzeugte Versionen führten zu Verwirrung über die Vorfälle. Da jede Encounter-Ermordung ein großer Bruch der Menschenrechte ist, initiierte die CDRO ein Team zur Faktenermittlung um die Fakten herauszufinden und sie öffentlich zu machen.
Die einzelnen Einheiten der CDRO aus Punjab und Haryana, den Staaten Westbengalen, Odisha, Tamil Nadu, Andhra Pradesh und Telengana nahmen an diesem Team teil. Das Team besuchte am 5. und 6. November die Orte des Geschehens und acht in der nähe liegende Dörfer und unterhielten sich mit den Führern der Adivasi und der Stämme.
Das Team traf auch den Polizeichef der Region in Vishakhapatnam und ein Teammitglied besuchte am 26. Oktober 2016 Malkangiri um die Leichen zu identifizieren und zu helfen die Leichen an die Angehörigen der getöteten zu übergeben.

Polizeiversion
Der Polizeichef des Landes Andhra Pradesh hat durch elektronische Medien erklärt, dass am frühen Morgen des 24. Oktober ein Gefecht zwischen den Maoisten und den Polizeisicherheitskräften, Andhra Pradesh Greyhounds, stattfand. Die Maoisten hatten sich dort für ihr Plenum versammelt und es wird angenommen, dass hohe Führungskräfte der maoistischen Partei gestorben sind. Ohne die Identität der Toten bekanntzugeben verbreitete er die Nachricht auf Basis der Art der Waffen, die vor Ort gefunden wurden, wie SLR, AK47 usw. Auch gab es 50 Taschen mit Ausrüstung und Essen an dem Ort und wenige entkamen. Der Polizeichef der Region sagte dies bedeutet, dass die Maoisten sich dort für militärisches Training trafen.
A, 25. Oktober wurden vier weitere getötet und am 26. Oktober erreichte die Anzahl der getöteten Maoisten 32. Der Landeschef der Polizei leugnete, dass sie gefangen und ermordet wurden. Aber die Art der Morde ist nichts anderes als die Maoisten zu jagen; sie gefangennehmen, foltern und an anderen Orten ermorden. Wie durch den Polizeibericht bekannt wurde dies als “Crime No. 80/2016” im Abschnitt 121, 307, 16 (b) des Gesetzes zu explosiven Materialien, im Abschnitt 25 & 27 des Waffen und Sprengstoffgesetzes und Abschnitt 16b, 18, 18A, 19, 20 des UAPA (Unlawful Activities Prevention Act – Gesetz zur Vorbeugung ungesetzlicher Handlungen) eingetragen.

Version des Volkes
Jedoch ist die Version der Adivasi, mit denen das Team gesprochen hat eine andere als die offizielle. Die Angehörigen der getöteten in vier Dörfern informierten das Team darüber, dass die Maoisten die Dorfbewohner zusammenriefen um ihre lokalen Probleme zu besprechen. Manche der Familienmitglieder der Getöteten nahmen auch an dem Treffen teil, wie es normal in der Gegend gehandhabt wird.
Das Faktenermittlungsteam traf die Familienmitglieder von Syamala Pangi, Sona Dasya Kumulu, Khillo Jairam, Sindhe Khillo, Bhumli, Amala, Malkum, Laksha Mudali, und Kaveri Mudali.
Der Vater Sindhe Khillos informierte das Team, dass er am Sonntag mit seiner Tochter zum Markt ging um Material zu kaufen. Seine Tochter ging mit den Einkäufen zu dem Treffen zu dem die Maoisten aufgerufen hatten und er zurück nach hause. Am nächsten Morgen hörte er für einige Stunden die Schussgeräusche am Hang und sorgte sich und wartete darauf, dass seine Tochter zurückkehrte.
Als sie am Montag Nachmittag nicht zurückkehrte ging er mit den Dorfbewohnern um sie zu suchen und ging am Dienstag Nachmittag nach Malkangiri. Ihm wurde die Leiche seiner Tochter übergeben nachdem eine Autopsie ohne seine Zustimmung durchgeführt wurde. Er brachte die Leiche seiner Tochter auf eigene Kosten zurück zum Dorf, wofür er etwa 10.000 Rupien ausgab (etwa 140€).

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Bild 3: Trauernde Angehörige im Dorf Kajuriguda (Distrikt Malkangiri, Odisha ) bei einer Prozession für Jayram Khil, ein Dorfbewohner der am 24. Oktober von den Greyhounds ermordet wurde.
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Bild 4: Trauernde Angehörige im Dorf Kajuriguda (Distrikt Malkangiri, Odisha ) bei einer Prozession für Jayram Khil, ein Dorfbewohner der am 24. Oktober von den Greyhounds ermordet wurde.
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Bild 5: Jayram Khils Ausweis.
Die Polizei fühlte sich nicht verpflichtet, die Leiche auf ihre Kosten zu seinem Dorf zu bringen. Die Leiche Sindhe Khilos hatte zwei Schusswunden auf beiden Seiten der Brust.
Das Team traf die Familien von Jairam Khilo aus Khaiuriguda. Ihre Erzählung war ähnlicher Natur- Jairam Khilo war gerade 16 Jahre alt und konnte auf keine Weise als Parteiaktivist oder Kombattant gebrandmarkt werden.
Sona Dasya Komulu, 32 Jahre alt, ist verheiratet und hat drei Kinder. Erging zusammen mit seiner Familie zu dem Treffen. Er erzählte seiner Mutter, dass er Montag nacht zurückkehren würde. Aber als die Familie Schüsse in den Hügeln hörte und er am nächsten Tag auch nicht zurückkehrte, gingen sie nach Malkangiri um nach ihm zu sehen.
Seine Leiche wurde nach einer Autopsie und Identifikation übergeben. Dass seine Hand von der Schulter durch einen Schuss abgetrennt wurde zeigt, dass er aus nächster Nähe und in Folter abgegeben wurde.
Ähnlich waren die Details der Familien von Symala Pangi. Sie war 14 Jahre alt und starb an Schussverletzungen.

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Bild 6: Syamala Pangis Familie mit seinem Ausweis.
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Bild 6: Syamala Pangis Ausweis.

Das Muster der Schussverletzungen der Dorfbewohner zeigt dass sie aus nächster Nähe und über der Hüfte abgegeben wurden mit der Absicht zu töten und sie nicht lebend festzunehmen.
Das Team traf auch die Frau von Lycona Gollari aus Khajuraguda der noch immer vermisst wird. Seine Frau Sombia Gollari ging in die Polizeistationen Malkangiris um nach ihm zu sehen, nachdem sie Meldungen gehört hatte, dass Lycona von der Polizei in einem Helikopter abtransportiert wurde. Sie sah, wie die Polizei Lycona von einem Polizeijeep in eine Wache stießen. Als sie forderte, dass er entlassen werden sollte oder eine Anklage erhoben werden, wurde ihr klargemacht, dass sie nicht darauf besehen sollte, da er am leben und nicht tot ist. Sie erzählte dem Team über die alltägliche Herangehensweise der Polizei an das Verschwinden ihres Mannes.

Offizielle Version
Das Team traf später den Polizeichef der Region um seine Version aufzunehmen. Er leugnete, genaue Informationen über das Treffen der Maoisten zu haben, abgesehen von Spekulationen über ihr Plenum oder Militärtraining oder Trainingslager. Aber er widersprach sich direkt indem er sagte, dass sie vorher konkrete Informationen über Maoisten in Odisha hatten und sie die Polizei Odishas informierten und Unterstützung durch die Greyhounds und die Polizei Andhra Pradeshs anbaten.
Obwohl er die an den Operationen teilgenommenen Kräfte nicht ausplaudern wollte, informierte er das Team, dass obwohl die Greyhounds innerhalb der Polizei Andhra Pradesh organisiert sind, sie in Selbstverteidigung und im Operationsgebiet in der Praxis außerhalb des Rahmens des Gesetzes bewegen könnten. Er informierte as Team, das der erste Schuss von maoistischer Seite kam und die gemeinsamen Einsatzkräfte in Selbstverteidigung handelten und in Vergeltung töteten.
Als er über die vermissten Personen oder Adivasi gefragt wurde erzählte uns der Polizeichef der Region, dass genaue Details und Beschwerden bei den entsprechenden Gerichtsbezirken eingereicht werden müssen, und da der Ort des Geschehens im Bezirk Malkangiri liegt er dazu nichts sagen kann.

Beobachtungen
1. Das Faktenermittlungsteam stellt fest, dass das “Encounter”- Ereignis ein Serienmord der Polizei war, der über drei Tage durchgeführt wurde und nicht in einem einzigen Vorfall.
2. Wir stellen fest, dass es ein echtes Encounter mit den Maoisten gab und es am Montag Morgen in der Nähe von Ramguda stattfand. Später am Dienstag und Mittwoch, bezeichnet als Suchoperation, nahm die gemeinsamen Einsatzkräfte die Dorfbewohner und verletzten Maoisten fest, folterten sie und ermordeten sie, ohne Augenzeugen bei der brutalen Operation zurückzulassen.
3. Die Verletzungen der Getöteten zeigen, dass die Einsatzkräfte die Dorfbewohner und Maoisten mit Tötungsabsicht angriffen und nicht vorhatten sie lebend gefangen zu nehmen.
4. Die Kugeln in Schulter, Brust und Unterleib zeigen sowohl die Schüsse aus nächster Nähe als auch die Folter, die den Verletzten beigefügt wurde.
5. Das Zerhacken und Entstellen der Gesichter, Köpfe und Organe der Getöteten zeigt die Brutalität der Folter und Morde.
6. Unterschiedliche Berichte der Regierung haben klar gezeigt, dass das Problem der Maoisten nicht ohne auf die Sozioökonomischen Bedingungen des Volkes einzugehen gelöst werden kann, es nicht durch “Recht und Gesetz” gelöst werden kann.
7. Dass das Volk auf Waffen zurückgreifen muss um ihre Sozioökonomischen Probleme zu lösen zeigt die erbärmliche Lage der “demokratischen Republik”.

Forderungen
Wir fordern:
1. eine gerichtliche Untersuchung mit einem aktiven Richter oder einem Richter im Ruhestand des höchsten indischen Gerichtes einberufen wird, da es eine gemeinsame Operation der zwei Staaten Andhra Prades und Odisha mit Unterstützung der Zentralkräfte war.
2. Strafverfahren gegen die an den “Encounter”-Morden beteiligten eröffnet werden. Die Untersuchungen sollten vom höchsten Gericht kontrolliert werden.
3. Auflösung der Greyhoundkräfte Andhra Pradeshs, da es eine illegale Kraft ist, die außerhalb des Gesetzes handelt.
4. Sofortiger Abzug paramilitärischer Kräfte.
5. Sofortige Ausführung der FRA (Forest Rights Act) und PESA(Panchayat Raj and Extension of Scheduled Area Act).
6. Die Regierung sollte eine Entschädigung von mindestens 10 Lakh Rupien (etwa 14000€) an die Familien der Opfer zahlen und Verfahren gegen die Polizisten die an diesen Morden beteiligt waren einleiten.

Teilnehmende Organisationen:
R N Pal (DSO Punjab)
Preetpal Singh (AFDR Punjab)
Lenin (Nissan Janabadi, Odisha)
Prabhat Singh Roy (APDR Westbengalen)
Gopal (CPDR – TN, Tamilnadu)
Raja (CPCL, Tamilnadu)
R Yesu (OPDR, AP)
Narendra Mohanty (Komitee gegen gefälschte Anklagen, Odisha)
Choton Das (Bandi Mukti Committee, Westbengalen)
Arun Kumar (Reporter)
Balwant Singh (AFDR, Punjab)
Adv. Gurunadhan (CPDR-TN, Tamilnadu)
Adv. Murugeshan (CPCL, Tamilnadu)
Hanumantha Rao (OPDR, AP)
Lakshman (TS, CLC)
Narayana Rao (TS, CLC)
Chitubabu (APCLC)
Chandrasekhar (APCLC)
S. Seshaiah (CLC)
K P Subba Rao (CLC)
Kumar Swamy (TS, CLC)
V. Raghunadh (TS, CLC)
N Purushottam (TS, CLC)
Raghuram (APCLC)
G. Sivaramakrishna Reddy (Anwalt)
E. Venkateswarulu (APCLC)
Principal Rajasekhar
Sommaiah (APCLC)
VV Balakrishna (CRPP)
J Suryanarayana (APCLC)
Bisai Damodhar Tilak (OPTCR)