Bei einem schweren Zugunglück bei Bad Aibling in Oberbayern sind am Dienstagmorgen mindestens zehn Menschen gestorben. 80 Fahrgäste wurden zum Teil schwer verletzt, ein weitere wird vermisst. Zwei Meridian-Bahnen der Bayerische Oberlandbahn (BOB) des Betreibers Transdev stießen auf der eingleisigen Strecke frontal zusammen.
Nach aktuellen Darstellungen hat ein Bahnbediensteter das Signalsystem ausgeschaltet, um einen verspäteten Triebwagen weiterfahren zu lassen bzw. hat ein Fahrdienstleiter den Befehl gegeben, die Zwangsbremsung durch das PZB zu umgehen. Die "Punktförmige Zugbeeinflussung" (PZB) ist eine Sicherungstechnik im Zugverkehr, die menschliche Fahrfehler ausgleichen soll. Wenn Haltesignale überfahren werden, bremst sie Züge automatisch ab.
Trotz dieser und anderer Sicherheitsmaßnahmen kommt es immer wieder zu Unfällen, insbesondere im Regionalverkehr. So stieß im April 2012 eine Regionalbahn bei Offenbach in Hessen mit einem Baukran-Zug zusammen. Drei Menschen wurden getötet, 13 verletzt. Im Januar 2011 starben zehn Menschen, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstößt. Ein Lokführer hatte zwei Haltesignale überfahren. Im Juni 2003 stießen in Baden-Württemberg zwei Regionalzüge zusammen, wobei sechs Menschen starben.
Immer zeigen sich dann Medien und Politiker entsetzt, die Verantwortlichen bestürtzt und heucheln ihre Anteilnahme. Aber mittlerweile gehören Kurzausbildungen zum Standard, so wie es die Deutsche Bahn bspw. im Rhein-Main-Gebiet macht – 3 Monate "Ausbildung" für u.a. 500 Seiten Dienstvorschriften, Strecken- und Fahrzeugkenntnisse und immerhin 100 Seiten Signalbuch. Auch Arbeitsbedingungen, die in Hinsicht auf Schichten und Pausen durchaus besser sein könnten und müssten, gehören zum Alltag. Ebenso der Druck pünktlich sein zu müssen: In-Time ist alles, auch im Personenverkehr.
Das sind die Rahmenbedingungen in denen solche Unfälle passieren. Passieren müssen. Derjenige, der einen Knopf drückt oder ein Signal ignoriert trägt natürlich eine Verantwortung, doch die wahren Verantwortlichen sind diejenigen, die von einem gesellschaftlichen System profitieren, in dem alles menschliche der Jagd nach Profit untergeordnet wird.
Dieses System, der Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium, trifft die Menschen in den unterdrückten Nationen bei weitem härter. Das sieht man auch bei diesem Thema. Allein seit der Jahrtausendwende starben in Pakistan hunderte von Menschen bei Zugunglücken. Das erzeugt in den bürgerlichen Medien, die imperialistischen Chauvinismus, der das Leben der Menschen in der dritten Welt gering schätzt, verbreiten, jedoch weit weniger Aufmerksamkeit.
