Dreimal wurde geschätzt und trotzdem stand am Ende ein Minus. Erneut. Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone ist im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent gesunken, verkündete Eurostat vergangenen Donnerstag. Im vierten Quartal 2022 war die Euro-Wirtschaft ebenfalls um 0,1 Prozent geschrumpft. Auch hier wurden die Daten revidiert, nachdem zuvor eine Stagnation ermittelt worden war. Damit befindet sich die gesamte Eurozone in einer "technischen Rezession", folgt also der dominierenden imperialistischen Macht der EU.

 

Die Zeichen in Deutschland selbst stehen derweil weiter auf Krise: Die deutsche Industrie hat im April überraschend erneut ein Auftragsminus wegstecken müssen. Die Aufträge verringerten sich im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent. Erwartet worden war jedoch ein Anstieg um etwa 3,0 Prozent, nachdem der vergangene März einen Einbruch von knapp 11 Prozent - das größte Auftragsminus seit Jahren - beschwert hatte.

 

Einen kräftigen Anstieg von Kurzarbeit verzeichnete laut ifo-Institut derzeit die Bauindustrie. Ihr Anteil stieg von 0,2 (im Februar) auf 0,5 Prozent (im Mai) der Arbeiter. Die an Auftragsschwund leidende Baubranche verdreifachte die Zahl von Kurzarbeitern. Durch hohe Zinsen und Materialkosten sind viele Bauprojekte unrentabel geworden, entsprechend brechen die Umsätze ein.

 

Ebenfalls düster sind momentan die Ausichen der Autoindustrie. Den größten deutschen Monopolisten erwarte der „größte Umbau seit Jahrzehnten“. Schwierigkeiten beim Absatz ergeben sich für VW nicht nur in China, sondern auch in den USA und insbesondere auch in Europa.

 

"Trotz des Einbruchs im März haben sich die Auftragseingänge im April wider Erwarten nicht erholt“, kommentiert Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. „Die technische Rezession im Winterhalbjahr war kein Ausrutscher.“ Ein Anhalten der Rezession sei somit auch für das Q2 2023 zu erwarten.

 

Doch auch dann ist noch nicht Schluss mit Krise. Handelsblatt Research Institute Präsident Bert Rürup sagte: "Die wirtschaftliche Gesamtleistung wird ... in diesem Jahr spürbar sinken“. Außerdem „wird sich eine zähe Wachstumsschwäche an die Rezession anschließen.“ Bemerkenswert für viele Ökonomen ist es, wie lange der deutsche Imperialismus sich schon in dieser gegenwärtigen ökonomischen Krise befindet.

 

Im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Volkswirtschaften war die wirtschaftliche Gesamtleistung Deutschlands im ersten Quartal 2023 merklich niedriger als ... Ende 2019. Nach der aktuellen HRI-Prognose dürfte selbst Ende 2024 nur das Vor-Corona-Niveau gerade so erreicht werden. Mindestens fünf Jahre Dauerkrise. Solch eine lange Phase gesamtwirtschaftlicher Stagnation hat es in der bundesrepublikanischen Geschichte noch nicht gegeben. Selbst in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrtausends wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt immerhin jeweils um ein Prozent pro Jahr.

 

Auch für die OECD ist Deutschland in Fragen Wachstum das größte Sorgenkind. Die OECD sieht Deutschland als Schlusslicht der Imperialisten beim Wirtschaftswachstum - nur noch knapp vor Russland. Die OECD senkte ihre Prognose für Deutschland um 0,3 Prozentpunkte ab. Sie traut der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr bestenfalls noch eine Stagnation zu.

 

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing erklärte jüngst, dass mindestens 30 Prozent der Menschen ihre normalen Ausgaben nicht mehr aus ihrem Einkommen allein bestreiten könnten, sondern an ihre Ersparnisse gehen müssten. Glück (im Unglück) für jene die tatsächlich noch Ersparnisse haben.