Nachdem Ende September einTweet veröffentlicht wurde, der denunzierte, dass ein Vergewaltigungsopfer auf der Polizeiwache in Montpellier gefragt wurde, ob sie es denn nicht genossen habe, reißen die Vorwürfe gegen die französische Polizei nicht ab.

Bereits im Frühjahr diesen Jahres hatte ein Frauenbündnis eine Umfrage gestartet, in der Opfer von sexueller Gewalt nach ihren Erfahrungen mit der Polizei befragt wurden. Zwei Drittel der befragten Personen, mehrheitlich Frauen, gaben an, dass sie sich nicht ernst genommen gefühlt hatten, teilweise die Taten von der Polizei relativiert wurden bis dahin, dass sich die Beamten weigerten eine Anzeige aufzunehmen. Jetzt, nach der Veröffentlichung des Tweets werden immer mehr Geschichten über den Umgang der Polizei mit Opfern von sexueller Gewalt veröffentlicht. So viele, dass sich die Polizeigewerkschaften und auch bürgerliche Politiker genötigt sahen, zu reagieren. Sofort wurden die Vorwürfe bestritten und zurückgewiesen, die junge Frau, die die Tweets veröffentlichte wurde öffentlich genannt und ihr damit gedroht, dass juristische Schritte gegen sie unternommen werden. Frankreichs Innenminister Darmain forderte, dass es nun auch Vergewaltigungsopfern möglich sein solle, dass Polizisten zu ihnen nach Hause kommen, um eine Anzeige entgegenzunehmen. In Anbetracht des Verhaltens der Polizei, sprechen sich viele Feministinnen dagegen aus.
Bereits im letzten Jahr gab es in Frankreich eine große feministische Kampagne (siehe Bild), die auf sexuelle Belästigung und die hohe Femizidrate aufmerksam machte. Auch hier wurde immer wieder in den Fokus gerückt, dass Frauen, immer wieder zu der Polizei gegangen waren, diese ihre Sorgen aber ignorierte, was in einigen Fällen mit dazu führte, dass Frauen ermordet wurden.
Auch wenn diese beiden Kampagnen wichtige Themen aufmachen, so basieren sie doch beide auf dem Vertrauen in den alten Staat und fordern letztendlich nur eine Reformierung des Systems und seinen Institutionen. Doch so, wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hat, werden weder bürgerliche Politiker, noch die Polizei dafür sorgen, dass Frauen sicher sind. Viel mehr muss es darum gehen, dass System, welches vom Patriarchat profitiert und abhängig ist, zu zerstören.