Seit September diesen Jahres haben die USA mindestens 21 militärische Angriffe in der Karibik und im Pazifik durchgeführt, bei denen insgesamt 82 Menschen getötet wurden, wie Pentagon-Mitarbeiter unlängst Medien berichteten. Vorwand dafür bleibt der angebliche Kampf gegen den angeblichen „Drogenhandel“. Das US-Militär könnte kurz davor stehen, die größten Kampfeinsätze in Lateinamerika seit der Invasion Panamas vor fast 36 Jahren zu starten.

Ab kommenden Montag werden der venezolanische Präsident Nicolás Maduro und seine Regierung auf die „Liste der gefährlichsten Terrororganisationen der Welt“ des US-Außenministeriums gesetzt.

Maduro’s Regime zur „Terrororganisation“ zu erklären, so wird jedenfalls von offizieller Stelle in den USA behauptet, gebe den USA die Befugnis Venezuela direkt anzugreifen. Die meisten damit befassten bürgerlichen „Experten für internationales Recht“ indes sehen dies anders. Das dürfte den US-Imperialismus jedoch wenig kümmern.

US-Präsident Donald Trump erklärte am Montag dieser Woche, er werde mit Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro sprechen, wohl um die Möglichkeit einer Vorab-Kapitulation zu klären. Wenige Stunden später erklärte Maduro, er sei bereit, mit jedem in den Vereinigten Staaten, der mit Venezuela sprechen wolle, „von Angesicht zu Angesicht“ zu sprechen.

In der gleichen Erklärung von Trump äußerte dieser auch, dass es künftig zu „US-amerikanischen Anti-Drogen-Einsätze in Mexiko“ kommen könnte: „Würde ich Angriffe in Mexiko starten, um Drogen zu bekämpfen? Das ist für mich in Ordnung. Alles, was nötig ist, um Drogen zu stoppen“, sagte Trump auf die Frage von Reportern im Weißen Haus.

Weiterhin steht offenbar jedoch ein Angriff gegen Venezuela im Mittelpunkt des Plans der USA ihren Griff über Lateinamerika – hauptsächlich im Kampf mit dem chinesischen Sozialimperialismus – zu verstärken. Etwa ein Dutzend Schiffe der US-Marine sind derzeit in der Karibik stationiert, darunter die USS Gerald R. Ford, der neueste und modernste Flugzeugträger der Marine, plus Begleitschiffe, dazu das amphibische Angriffsschiff USS Iwo Jima sowie zwei weitere Schiffe der amphibischen Einsatzgruppe und mindestens ein U-Boot.

Die Gerald R. Ford ist ein atomgetriebener Superflugzeugträger, der mit modernster Technologie ausgestattet ist und zusammen mit Lenkwaffenzerstörern und Unterstützungsschiffen mit mehr als 4.000 Mann Besatzung und Dutzenden von taktischen Flugzeugen, die für einen schnellen Einsatz bereit sind, fährt.

Zusätzlich wurde eine Staffel F-35 Lightning II-Kampfflugzeuge (Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug der fünften Generation) des Marine Corps nach Puerto Rico verlegt, wo der ehemalige Marinestützpunkt Roosevelt Roads wohl als Stützpunkt für US-Streitkräfte in der Region dient.

Weitere Stationierungen amerikanischer Flugzeuge, unter anderem AC-130J Ghostrider, in El Salvador sind im Gespräch. Die AC-130 ist eine zur Luftnahunterstützung durch seitwärts wirkende Rohrwaffen eingesetzte Variante eines Transportflugzeugs. Sie wird wegen ihrer starken Bewaffnung auch als Gunship bezeichnet. Auch mit Ecuador gibt es Gespräche über eine erneute Stationierung amerikanischer Truppen in dem Land – erstmals seit über einem Jahrzehnt.

„Militärisch sind die Voraussetzungen für Luftangriffe bestens geschaffen“, sagte der ehemalige Marineadmiral James Stavridis, der von 2006 bis 2009 das US Southern Command leitete.

Sollte das US-Militär trägergestützte Flugzeuge, Drohnen und Tomahawk-Marschflugkörper für einen Angriff auf Venezuela einsetzen, wären die Risiken für amerikanische Soldaten relativ gering. Erfolgreiche Angriffe gegen Drogenbekämpfungs- und Militärziele sind wahrscheinlich in den nächsten Tagen zu erwarten, so Stavridis.

Die Schiffe und Flugzeuge, die sich derzeit in der Karibik befinden, seien in der Lage, eine Luftkampagne zu starten, die „etwa drei Wochen lang täglich 100 verschiedene Ziele auslöschen“ könnte, sagte der ehemalige General der US-Armee, Barry McCaffrey, der von 1994 bis 1996 das SOUTHCOM leitete.

Henry Ziemer vom Thinktank Center for Strategic and International Studies in Washington erklärte vor dem Hintergrund, dass bis zu 80 % der venezolanischen Bevölkerung in städtischen Gebieten leben, „die Wahrscheinlichkeit, dass die Kampagne ein städtisches Merkmal tragen wird, ist unglaublich hoch – nahezu 100 %“.

McCaffrey erklärte, er halte es für „unwahrscheinlich“, dass bei Angriffen in Venezuela andere Bodentruppen als Spezialeinsatzkräfte zum Einsatz kämen. Er stellte darüber hinaus auch in Frage, wie effektiv US-Truppen tatsächlich in Bezug auf den Vorwand des Kampfes gegen die Drogen sein würden.

Die Eskalation der USA hat in Caracas Besorgnis ausgelöst. Offizielle Stellen befürchten, dass die USA mit ihrer Aggression Präsident Nicolás Maduro zum Rücktritt zwingen und einen „besseren Lakaien“ einsetzen könnten.

Die venezolanische Regierung hat eine „massive“ Mobilisierung von Truppen und Zivilisten eingeleitet, um sich auf mögliche US-Aktionen vorzubereiten. Der venezolanische Kriegsminister Vladimir Padrino Lopez kündigte eine „höhere Phase“ des Unabhängigkeitsplans 200 an, eines im September angeordneten militärischen Reaktionsmechanismus zur Stärkung der Verteidigungsmaßnahmen gegen die US-Präsenz in der Karibik.

„Für diese Übung [in der vorvergangenen Woche] wurden fast 200.000 Soldaten im gesamten Staatsgebiet eingesetzt“, fügte Padrino Lopez hinzu.

Laut ‚Global Firepower 2025‘ belegt Venezuela weltweit den 50. Platz von 160 bewerteten Ländern hinsichtlich ihrer militärischen Kapazitäten, innerhalb Lateinamerikas belegt es den siebten Platz. Im Vergleich zu Brasilien, Mexiko und Argentinien liegt es hinter diesen zurück und befindet sich in einer ähnlichen Größenordnung wie Kolumbien, Chile und Peru.

Laut einem diese Woche vom CSIS veröffentlichten Bericht ist die venezolanische Luftwaffe klein und nur teilweise funktionsfähig. Von den 49 Flugzeugen sollen etwa 30 einsatzbereit sein, und nur drei F-16 können aufgrund von Ersatzteilmangel infolge der US-Sanktionen noch fliegen. Laut weiteren Berichten hat Venezuela Milliarden in russische Waffensysteme investiert, darunter auch Raketen zur Luftverteidigung.