Hunderttausende Demonstranten nahmen am 4. November an dem landesweiten Protest gegen das Rentensystem in Chile teil. Anlass ist die enorme und weiterhin steigende Altersarmut, der die Privatisierung des Rentensystem durch Pinochet 1980 vorangegangenen ist. Tausende kämpferische Demonstranten, insbesondere die Jugend, ergriffen die Initiative um im Rahmen der Proteste ihren Unmut über das ganze System Ausdruck zu verleihen.

 

Chile Renten Straßenschlacht Polizei

 

In Chile wird das Rentensystem seit 1981 von sogenannten AFPs, dass heißt (privaten) Verwaltungsgesellschaften für Pensionsfonds, gemanagt. Sie sind es, die über die 150 Milliarden Euro in Anlagefonds verfügen, in die jeder Arbeitende in Chile seinen Rentenbeitrag einzahlen muss. Die eventuell entstehende Rendite aus profitablen Kapitalanlagen soll direkt den Einzahlenden zu Gute kommen, die darüber hinaus auch von der Konkurrenz unter den AFPs profitieren würden – soweit das Märchen von der freien Konkurrenz. Die Realität sieht natürlich weit anders aus: Von den anfänglich 20 AFPs sind nur noch 6 geblieben, alle in den Händen einer kleinen Clique von Familien. Und was diese AFPs nicht durch Profite aus Investitionen für sich abzwacken können, das holen sie sich auf anderem Wege durch hohe und willkürliche Verwaltungskosten direkt aus dem Rentenvermögen. Als Arbeiter hast du keine Wahl: Du musst in die Rentenkasse zahlen, dass heißt mindestens 10% deines Lohns an ein Unternehmen geben, dass damit spekulieren kann und in Absprache miteinander die Verwaltungskosten dafür festlegt, die es dir direkt wegnimmt. Dazu kommt das verlustreiche Spekulationen direkt von deiner Rente abgezogen werden. So ist es, dass in Chile knapp 80% der Rentner weniger Geld im Monat bekommen, als den gesetzlich festgelegten Mindestlohn und damit 44% unterhalb der Armutsgrenze leben.

 

Gegen die AFPs und die Regierung, die aufs engste, insbesondere durch personelle Verflechtung zwischen AFPs und Staat, verbunden sind, richtet sich der aktuelle Protest. In mehr als 100 Fällen sind Vorstandsmitglieder der AFPs später Amtsträger der Staates geworden und vice versa. Das Wissen von diesem Klüngel zwischen Politik und Wirtschaft und der Hass gegen die AFPs, die den Menschen zu wenig zum leben geben, waren es, die am vergangenen Wochenende nicht nur knapp eine Millionen Menschen auf Protest-Demos mobilisierten, sondern die Massen auch zum direkten Kampf gegen den Staat anstachelten. Insbesondere die Jugend - die sich in Chile seit Jahren immer wieder in heftigen Kämpfen mit dem Repressionsapparat befindet und junge Genossen durch die Hände der Reaktion hat sterben sehen - griff den Staat direkt an. In Santiago de Chile wurde die Polizei massiv mit Molotow-Cocktails angegriffen und Barrikaden in den Vierteln aufgebaut.

 

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