Paris, im vergangenen Jahr Epizentrum zweier gewaltiger Massenkämpfe, wird diesen Sommer Schauplatz der Olympischen Spiele. Vom 26. Juli bis zum 11. August wird internationaler Spitzensport – „sogar“ voraussichtlich unter Teilnahme des russischen Imperialismus – geboten, ein Hotelzimmer in der „Stadt der Liebe“ um bis zu 500 Prozent teurer, U-Bahn-Tickets verdoppeln sich voraussichtlich, und besonders wird Paris in einen allgemeinen Ausnahmezustand versetzt.

Der Pariser Polizeichef Laurent Nunez kündigte Ende November drastische Maßnahmen im Zeitraum der Spiele an. So sollen Anwohner in der Nähe der Austragungsorte verpflichtet werden, einen QR-Code zu beantragen, um eine Genehmigung für das Passieren von Polizeisperren zu erhalten. In diesen militärisch besetzten „Sperrgebieten“ gelten nur noch kleine Teile der bürgerlichen Verfassung. „Wer ein Sperrgebiet betritt, muss einen triftigen Grund für seine Anwesenheit angeben können“, so Nunez. Ganze Metro-Bahnhöfe sollen geschlossen werden – man müsse sonst jeden kontrollieren, der da durchkäme. Drohnen sollen durch die Stadt schwirren und verdächtige Bewegungen erkennen und die Polizei alarmieren; auch festinstallierte KI-Kameras sollen sowohl draußen als auch in Austragungsstätten und dem öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Bei der Eröffnungszeremonie am 26. Juli geht man noch einmal weiter. Die Hochsicherheitsbereiche werden „sehr groß“ sein, und die Regeln für deren Zutritt sind nicht liberaler als bei den Sperrgebieten – so Nunez: „Die einzigen, die durchgelassen werden, sind Menschen mit einem triftigen Grund, also Menschen, die zu ihrem Hotel oder nach Hause gehen, oder Menschen mit einer Eintrittskarte für die Zeremonie“. Knapp 35 Tausend Polizisten – mehr als drei mal so viel, wie es Athleten gibt – sollen die Eröffnungszeremonie gegen „Terrorismus, Drohnenattacken und weitere Bedrohungen“ beschützen. Auf einer 6 Kilometer langen Paradestrecke entlang der Seine, jenem romantischem Fluss, in den die Pariser Polizei unter anderem beim Massaker im Oktober 1961 den Großteil der 200 – 300 ermordeten algerisch-stämmigen Bürger warf, sollen bis zu 600.000 Menschen den Athleten auf 91 Schiffen vom Ufer aus zuschauen; hinzu kommen allerdings ganze 25 Schiffe als Reserve für Schiffsbrüche etc. und ganze 30 für die Sicherheit.

Neben den Polizisten und 17.000 privaten Sicherheitskräften sollen während der Olympischen Spiele noch 15.000 Soldaten im Inneren eingesetzt werden, gut 5.000 davon sollen ein Zeltlager auf einer Freifläche im Osten der Hauptstadt aufschlagen. Der französische Imperialismus forciert die Militarisierung der Gesellschaft mit großen Schritten.

Wie üblich bei einer Sportgroßveranstaltung sind auch in Paris die Baustellen für die Austragungsorte heftig in der Kritik – auch wenn darüber wenig berichtet wird. Gearbeitet wird dort unter den schlechtesten Bedingungen; in erster Linie Migranten, z.B. aus Westafrika, ohne Arbeitsverträge, Gehaltsabrechnungen und notwendigen Arbeitsschutz. Das System der Ausbeutung in diesem konkreten Falle ist bekannt: Große Unternehmen, die mit dem Bau beauftragt sind, waschen sich die Hände rein und beauftragen Subunternehmen, welche die Migranten auf teils feudaler Grundlage ausbeuten.

Die Olympischen Spiele stehen kurz nach dem Finale der Fußball-EM in Deutschland an – ein Sportsommer in der Mitte Europas bahnt sich an. Wie auch der deutsche Imperialismus setzt Frankreich zynisch auf „Gutmenschlichkeit“, in ihrem Falle besonders auf vermeintliche Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. Doch die Ablehnung dieser Veranstaltung unter den Massen wächst. Nur noch 58 Prozent der Umfrageteilnehmer letzten Sommer sprachen sich für das Event als eine gute Idee aus, das waren zwei Jahre davor noch 20 Prozent mehr gewesen.

 

Bild: Das Olympia-Symbol vor dem Eiffelturm (Quelle: Deutsche Welle)