Am Dienstag den 19.02.2019 streikten im Rahmen der bundesweiten Streiks der Kitas und Angestellten im öffentlichen Dienst auch in Bremen die Angestellten der Bremer Schulen. Ungefähr 500 angestellte Lehrer, Verwaltungsangestellte, Schulsozialarbeiter und andere pädagogische Fachkräfte  gingen statt zu arbeiten also auf die Straße. Eine Schule im Steffensweg war sogar mit Streikposten besetzt, hier fand den gesamten Tag über kein Unterricht statt. Auch in Bremerhaven schloss eine Schule für den Streik ihre Pforten. An anderen Schulen kam es zu erheblichen Unterrichtsausfall.

Die Stimmung auf dem Marktplatz war ausgelassen, aber auch entschlossen. Gefordert wird mehr Lohn, 6% mehr bzw. mindestens 200€ mehr. Mehr Personal, um den Bedingungen des Schulalltags Herr zu werden. Die angestellten Lehrer wollen nicht länger Lehrkräfte zweiter Klasse sein, die bei Stundenzahl und gleicher Arbeit bis zu mehreren hundert Euro weniger verdienen und zudem auch noch viel leichter wieder entlassen werden können als ihre verbeamteten Kollegen. Das Land Bremen hat zwar im bundesweiten Vergleich eine relativ hohe Verbeamtungsquote, doch wurden im Schuljahr 2018/2019 vor allem an den Grundschulen kaum noch „voll ausgebildete“ Lehrkräfte eingestellt, der Großteil der Neubeschäftigen waren Quer- und Seiteneinsteiger, die zwar die gleiche Arbeit machen, wie die Kollegen mit „Vollqualifikation“, aber deutlich weniger verdienen und viel seltener verbeamtet werden. Die verbeamteten Kollegen, die nicht streiken dürfen, werden zu Solidarität aufgerufen. Drohungen der Bildungsbehörde streikende Beamte zu entlassen würden immerhin meistens nur Drohungen bleiben, viel wahrscheinlicher ist ein einfacher Eintrag in die Personalakte. Aber vor allem sollen sie keine Streikbrecher sein, keinen Unterricht von Streikenden vertreten und die Spaltung des Kollegiums nicht voran treiben, sondern dagegen vor gehen und sich mit den Angestellten vereinigen.

Durch die zahllosen Reformen des Bildungssystems sind Schulsozialarbeiter und andere pädagogische Fachkräfte, wie z.B. Erzieher, mittlerweile unabdingbar an den Schulen, aber es gibt schlicht zu wenige. Das führt zu chronischer Überlastung, aber die Bildungsbehörde kann sich auf die Fahne schreiben, besonders „inklusiv“ zu sein - auf Kosten der Kollegen und vor allem der Kinder in den Arbeitervierteln – denn hier ist der Bedarf an Inklusion und an Personal am größten. Weiterhin sind oft nur Teilzeitverträge im öffentlichen Dienst möglich, angeblich famlilienfreundlich, aber in Wirklichkeit ein fast sicheres Ticket in die Altersarmut, vor allem für alleinerziehende Angestellte. Und das sind nur Teile der Zustände an Bremer Schulen, gegen welche die Kollegen streiken. Sie sind unzufrieden und haben keinen Bock mehr sich von irgendwelchen Politikern in der Bildungsbehörde verarschen zu lassen. Keinen Bock mehr darauf, dass die Arbeitsbedingungen immer härter werden, während Miete und Preise für Lebensmittel immer teurer werden. So berichtete eine alleinerziehende Teilnehmerin des Streiks, dass sie jetzt in Rente geht und erstmal eine neue Wohnung braucht, da ihre jetzige dann nicht mehr zu bezahlen ist.

Die Streikenden der Bremer Schulen entwickeln gerechtfertigte Forderungen, ihr größtes Problem ist aber, dass die gelben Gewerkschaften die Führung in ihren Kämpfen übernommen haben. So war am Dienstag nicht nur die GEW als treibende Kraft vor Ort, sondern auch andere DGB-Gewerkschaften, wie ver.di und die IG Metall haben es sich nicht nehmen lassen Delegationen zu schicken, die ihre Grußworte verlesen haben. Ebenso wie die Partei „Die Linke“, die offensichtlich so kurz vor der Wahl noch mal die Werbetrommel schlagen wollte. Die gelben Gewerkschaften - und schon gar nicht bürgerliche Parteien - sind nicht die Lösung für die Probleme der Massen, werden es auch nie sein. Eine wirkliche Perspektive haben diese Kämpfe nur wenn die Massen sich zusammenschließen, sich organisieren und sich nicht von den gelben Gewerkschaften blenden lassen. Die Kollegen sind bereits solidarisch miteinander, viele Angstellte des sozialen Bereichs und der Industrie haben ihre Solidarität gezeigt – am Rande der Demonstration standen auch gut 10 Menschen, die ein Transparent mit der Aufschrift „solidarische Mittagspause“ hoch hielten, vielleicht waren es sogar Beamte. Das Proletariat und auch Teile der Intellektuellen haben genug, sie brauchen nur noch die Kommunistische Partei, die sie unter dem roten Banner vereint und ihrem Kampf eine tatsächliche Perspektive geben kann.