Ende letzten Monats haben sich Geflüchtete in einem vom Roten Kreuz betrieben Flüchtlingslager in Tessin in der Schweiz mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit gewandt, mit der sie die Schikanen und zunehmende Drangsalierung seitens des Roten Kreuzes und der Kantonsverwaltung denunzieren. Neben den auch in der BRD wohlbekannten Zuständen - schäbige Unterkünfte, verdorbenes Essen, etc. - sollen sie jetzt gezwungen werden, zwischen 9 und 18 Uhr, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Einschätzung der Geflüchteten selbst ist, dass dies so ein massiver Angriff auf ihre Rechte ist, dass dies nur als gezielte Provokation seitens der Regierung gewertet werden kann, um einen Reaktion zu provozieren die als Vorwand für Repression genutzt werden kann.

Im Folgenden dokumentieren wir die Erklärung der Genossen aus der Schweiz, die auch aus der Stellungnahme der Geflüchteten zitieren:

 

Rund 30 Geflüchtete treten in Camorino, Tessin in den Hungerstreik

Vor einer Woche, am 24. Juni, sind rund 30 Geflüchtete im Bunker in Camorino, Tessin (einem Lager für Geflüchtete des Roten Kreuzes) in Hungerstreik getreten. Es war der Entscheid des Kantons und vom Roten Kreuz, das Asylcamp tagsüber zu schliessen, dass den Protest auslöste. Das Camp soll neu von 9 bis 18 Uhr geschlossen bleiben, was bedeutet, dass die Geflüchteten gezwungen werden, 9 Stunden unter der brennenden Sonne und in der Hitze draussen zu verbringen. Den Rest des Tages werden sie immer noch im Bunker eingesperrt sein. Doch nicht nur das ist der Grund für den Widerstand: Schmutz, Lichtmangel, überfüllte Schlafsäle voller Bettwanzen, oft mehrere Tage abgelaufenes Essen und Erstickungsgefühl durch hohe Temperaturen und schlechter Belüftung.  Der Kampf der Geflüchteten ist richtig und gerechtfertigt! Hier die Mitteilung der geflüchteten Aktivist*innen:

    „Für Flüchtlinge in der Schweiz werden neue, schockierende und inakzeptable Gesetze eingeführt. Der Kanton und das Rote Kreuz sind dabei, den Flüchtlingen neue Vorschriften aufzuerlegen, die sie zwingen, das Camp gegen ihren Willen um 9.00 Uhr zu verlassen und um 18.00 Uhr zurückzukehren.

    Wir Flüchtlinge haben beschlossen, diesen Befehl des Kantons abzulehnen, weil wir wissen, dass sie uns an die Wand drängen: Sie wollen uns zwingen, etwas Aussergewöhnliches zu tun, ihnen die Möglichkeit zu geben, uns aus der Schweiz auszuweisen. Dies ist nur eine schmutzige Politik, die sich gegen zivile und bedrohte Flüchtlinge richtet, die in ihren Herkunftsländern verfolgt werden.

    Sie haben uns bereits in einen Zustand der Depression versetzt. Was will das Rote Kreuz noch mehr mit uns machen? Sie finden immer wieder einen neuen Weg, uns zu belästigen, indem sie Hindernisse und Gesetze und unangenehme Probleme schaffen. Sie drohten, die Polizei zu rufen. Wenn Belästigung ein Verbrechen ist, warum ist es dann erlaubt, Flüchtlinge in der Schweiz zu belästigen?

    Wir sind es leid, dass sich die Mitarbeiter so verhalten. Wir werden jedoch nichts Unrechtes tun, um uns selbst oder anderen zu schaden, so dass das Rote Kreuz einen Grund findet, härter zu sein. Wir haben beschlossen, uns dieser Ungerechtigkeit zu widersetzen. Wir werden das Lager nicht nach diesem erzwungenen und vorgeschriebenen Zeitplan verlassen, auch wenn sie die Polizei rufen. Wir tun nichts Illegales. Wir beginnen einen Hungerstreik und weigern uns zu essen. Wir protestieren gegen diese unlogische Verhängung sinnloser Gesetze. Wir bitten Sie alle, sich mit uns gegen diese unmenschliche Entscheidung des Kantons und des Roten Kreuzes zu stellen.“

Der Hungerstreik fing letzten Montag an, als die rund 30 streikenden nicht wie üblich um 7 Uhr aus dem Bett gekommen sind, sich nicht vorbereiteten und nicht nach draußen gingen, um dort den Tag zu verbringen. Sie brachten Poster an, auf denen „Ihr könnt uns nicht wie TIERE behandeln, wir sind MENSCHEN. Wir weigern uns eure Befehle zu befolgen und wir werden es nicht zulassen das ihr unser Leben zerstört“ steht.

Der alte, verrottete Schweizer Staat zeigt hier mit wieder einmal sein wahres Gesicht, er zeigt dass er nicht auf der Seite der Unterdrückten steht, nein, er ist der Seite der Unterdrücker, er unterdrückt selbst! Auch das Rote Kreuz zeigt, auf welcher Seite es wirklich steht.

Unterstützt die Hungerstreikenden!

Ihr könnt uns nicht wie TIERE behandeln, wir sind MENSCHEN!

Arbeiter*innen aller Länder und Völker der Welt vereinigt euch!