Im Folgenden dokumentieren wir einen weiteren Leserbrief zur hier geführten Debatte über den zugesandten Beitrag Leserbrief zu "Krieg gegen das Volk" der Ende Dezember veröffentlicht wurde. Wie immer sei angemerkt, dass hier widergegebene Leserbriefe nicht (notwendigerweise) die Meinung der Autoren widerspiegeln müssen um als Debattenbeitrag dokumentiert zu werden:

Genosse,

 

deine Kritik begrüße ich, denn Debatten sind gut, weil sich nur so die richtige Linie durchsetzen kann. Besonders gut finde ich, dass du meinen Text am Marxismus-Leninismus-Maoismus misst. Denn dann sind wir uns wahrscheinlich in ein paar politischen Prinzipien einig und müssen uns nur darüber einigen wie genau diese zu verstehen sind.

 

Der allgemeine Punkt deiner Kritik ist, dass ich arrogant bin, oder viel mehr mein Text es ist. In Bezug auf mich als Individuum nehme ich die Kritik gänzlich an.

 

In Bezug auf meinen Text kann ich, wegen deiner besonderen Ausführungen, die Kritik nicht annehmen.

 

Über die Stellung zum Revisionismus

Ich habe nicht geleugnet, dass sich nicht-antideutsche Kräfte mit dem NSU befasst haben. Ich sagte: „überwiegend“. Mein Fehler lag bei „Aufarbeitung“. Denn eine theoretische Aufarbeitung wurde von Antideutschen überhaupt nicht gemacht, wenn man nicht ihr ewiges idealistisches Vertrauen in den Staat als solche gelten lassen will. Aber die staatlich finanzierten, teils im Staat aktiven und mit der bürgerlichen Presse verbandelten Antideutschen haben die Recherche dominiert und sie dominieren auch die „innerlinke“ Debatte. In weiten Teilen der sogenannten radikalen Linken konnte sie ihre These vom „Staatsversagen“, vom Geheimdienst außer Rand und Band, und ihre Verdammung von der Theorie des tiefen Staats durchsetzen. Das ist meiner Meinung nach eine Niederlage. Wenn ich in dieser Frage des Subjektivismus überführt werde, dann soll mich das freuen.

 

Weiterhin wurde mein Leserbrief kritisiert nicht so „tiefgreifende und detaillierte Informationen“ zu liefern wie die Revisionisten.Es war auch kein Versuch investigativen Journalismus abzuliefern. Was habe ich getan? Ich habe dem Publikum vielleicht bekannte Dinge aufgelistet, um auf zwei Schlüsse zu drängen: 1. Die militärische Konterrevolution steht stramm und ist bereit zu töten. 2. Das einzige was dagegen hilft, ist der Volkskrieg, also studiert die Ideologie des Proletariats und wendet sie an! Es geht um Leben und Tod.

 

Das ist nämlich der zweite Unterschied neben der weniger detaillierten „Faktenpräsentation“; ich vertrete in dieser Frage die Ideologie des Proletariats. Die Arbeit des Netzwerk für alle politischen Gefangenen schätze ich sehr. Das sind Revolutionäre mit denen man gut kämpfen kann. Mit „Gegen die Strömung“ kenne ich mich nicht so sehr aus, bis auf ihre groteske Verteidigung des Zionismus habe ich von denen bisher wenig zur Kenntnis genommen. Aber mit dem „Kommunistischen Aufbau“ kenne ich mich umso besser aus. An diese Freunde habe ich auch gedacht als ich von „klassischen Revisionisten und Anderen“ gesprochen habe. Sie haben eine im Großen und Ganzen gute theoretische Aufarbeitung des NSU gemacht. Sie haben öffentlich klar gestellt, womit es die revolutionäre Bewegung in der BRD zu tun hat. Mit Mördern. Dann haben sie sich mit Militärtheorie beschäftigt. Das Ergebnis ist auf ihrer Internetseite nachzulesen. Darin haben sie mal eben so verkündet: Dass man in den unterdrückten Nationen keine Revolution machen kann(abgeschrieben bei Trotzki), weil man viel Angst vor Atombomben haben muss(abgeschrieben bei Chruschtschow). Dass der Sieg des Proletariats ungewiss, also der historische Materialismus falsch ist (abgeschrieben beim Gegenstandpunkt). Sie haben behauptet, Prachanda sei Maoist.Da schlackern einem die Ohren. Sie haben Verwirrung gestiftet. Der Klassenstandpunkt hat das zerschlagen. Die Militärtheorie vom Kommunistischen Aufbau war mit Inkonsequenz milde beurteilt und neben „klassischen“ Revisionisten als „Andere“ wegzukommen, war kein abkanzeln. Es war eine Schmeichelei. Ich musste abkanzeln nachschlagen. Es heißt von der Kanzel jemanden hart rügen. Das will ich nicht. Denn der Pfaffe duldet keine Widerrede. Wohingegen ich sie gerne zur Antwort zwingen würde; gerne auch auf der demokratischen Form der Kanzel: dem Podium.

 

Kann ich mit dem Kommunistischen Aufbau Seite an Seite stehen und gegen die Bullen kämpfen? Selbstverständlich kann ich das und das werde ich auch immer tun, solange sie mit den Kommunisten in Formierung gemeinsame Beschlüsse treffen, darin der Marxismus nicht verraten wird, und sie sich nicht gegen das Volk stellen.

 

Die Härte im Tonfall, liegt auch an der Dringlichkeit der Debatte. Die sind politisch meine Freunde. Ich will nicht, dass die umgebracht werden oder in Anbetracht der sich zuspitzenden Widersprüche und ihrer absurden Militärtheorie kapitulieren. Ich will, dass die mit uns kämpfen. Seite an Seite.

Also: Zusammen kämpfen immer, aber nicht sich den Bauch pinseln. Das brauchen wir nicht. Wir brauchen Zweilinienkampf, der klar und deutlich geführt wird, damit sich die rote Linie durchsetzen kann. Höflichkeit ist der Belag auf der Zunge, wenn man versucht sich gegenseitig den Kopf in den Arsch zu stecken. Wie willst du Zweilinienkampf führen, wenn du zwischen Marxismus und Revisionismus keinen klaren Trennungsstrich ziehst?

 

Über Volk und Feind

Dann wird ein Teil des Textes zu muslimischen Reaktionären kritisiert. Ich werde hier mit Zitaten arbeiten, denn hier wird es kompliziert. Mein Absatz zu diesem Thema:

Muslimische Antiimperialisten, die Polizisten und Soldaten abstechen, und muslimische Reaktionäre, die Terror gegen das Volk entfalten, werden von der bürgerlichen Presse als Islamisten in einen Topf geworfen. Doch auch unter ihnen gibt es V-Männer. Wie viele? Welchen Einfluss nehmen sie? Was haben die V-Männer in den Moscheen mit dem Terror gegen das Volk, der dazu dient es zu spalten, zu tun? Ob ein Franco A oder ein echter Flüchtling/Muslim einen Terrorakt gegen das Volk durchführt, kann der Bourgeoisie egal sein. Beides spaltet das Volk.

 

Die Antwort darauf:

ABER! Wie zur Hölle kann man sich nur zu einem solchen Erguss hinreißen lassen: "Ob ein Franco A oder ein echter Flüchtling/Muslim einen Terrorakt gegen das Volk durchführt, kann der Bourgeoisie egal sein. Beides spaltet das Volk." Soll das heißen der deutsche Herr Oberlehrer will nun auch den unterdrückten Völkern vorschreiben, wie die ihren Widerstand gegen den Imperialismus machen? Der Krieg kehrt "nach Hause zurück", dass ist die richtige Haltung dazu. Das kann man doch nicht verurteilen! Und wenn man schon von Terror spricht, dann sollte man doch als Kommunist, der Marxismus-Leninismus-Maoismus-Gonzalodenken im Munde führt, sich doch wenigstens darüber bewusst sein, dass wir stets unterschieden haben zwischen weißem Terror und rotem.

 

Es gibt Widersprüche innerhalb des Volkes und Widersprüche zwischen dem Volk und dem Feind. Wer zum Volk gehört ist je nach Staat und historischer Periode unterschiedlich. Wenn man sich jetzt hinstellt, und sagt, bei Rebellion, die den Imperialismus zum Anlass hat, ist egal, ob sie zwischen Volk und Feind unterscheidet, dann sagt man damit, dass einem die Führung und die Ideologie egal ist. Hauptsache es wird geschossen, egal auf wen? Nein.

 

Zum Beispiel würde ich sagen, gehört der Mann, der in Frankreich am 15.09.2017 einen Soldaten mit einem Messer angriff zum Volk. Dieser Mann wendete sich mit der Waffe in der Hand gegen den Imperialismus und er konnte zwischen Volk und Feind unterscheiden. Wohingegen Anis Amri, der mit einem LKW in einen Weihnachtsmarkt gefahren ist, ein Lumpen war, der nicht zwischen Volk und Feind unterschieden hat. Der hat die Massen angegriffen, nicht den Imperialismus.

 

Die Massenarbeit von Kommunisten in imperialistischen Ländern besteht unter anderem darin, den Massen den imperialistischen Chauvinismus auszutreiben, und zu sagen, lasst den Schulterschluss mit euren Herren sein. Aber wenn jemand sagt, Volk und Feind sind eins, ich bring sie alle um, dann soll ich dafür sein? Nein. Und wie soll das überhaupt gehen, ich gehe zu den Massen hier und sage: „Hey lasst uns gemeinsam streiken, weil die Lohnsenkung geht gar nicht, aber wenn euch jemand töten will, dann habe ich da echt nichts dran zu kritisieren, sorry.“ Für dich sind hier alle der Feind? Du hast an einem Angriff auf das Volk nichts zu kritisieren?

 

„Der Krieg kommt nach Hause!“ Das ist die Antwort auf imperialistische Chauvinisten, die Schulter an Schulter mit ihren Kriegsherren aus der Bourgeoisie stehen, und zwischen einem Angriff auf Volk oder Feind keinen Unterschied erkennen können, weil sie immer bloß „unsere“ Lebensweise bedroht sehen: nämlich in Freiheit, Gleichheit und Eigentum an der Arbeit der unterdrückten Nationen schmarotzen. Für die imperialistischen Chauvinisten ist die Nation das Volk – also deutsches Proletariat und deutsche Bourgeoisie, und wenn sie Glück haben assimilierte Migranten.

 

Ich habe jeden Tag mit muslimischen Antiimperialisten und muslimischen Reaktionären zu tun. Ich bin für beide ein Kafir. Aber trotzdem können die muslimischen Reaktionäre mich nicht von den Massen isolieren, denn ich vertrete in den Diskussionen den Standpunkt des Proletariats, stehe also mit den Massen und den unterdrückten Völkern der Welt – ohne die Weltanschauung zu verraten. Aber die legen auch nicht so poststrukturalistische Kriterien an den Tag eine Aussage an der Hautfarbe oder Nation des Sprechers zu messen.

 

Über den Opportunismus

Genosse, du hast mir Arroganz vorgeworfen. Gegen mich persönlich stimmt das, aber die politische Stoßrichtung deines Textes ist eine Katastrophe. Du hast die Parole „Die Rebellion ist gerechtfertigt!“ falsch verstanden, wenn dabei herauskommt sich mit dem Revisionismus zu versöhnen, und im Namen der gerechtfertigten Rebellion nicht mehr zwischen Volk und Feind zu unterscheiden.

 

Du stellst die Rebellion der Massen gegen die Führung der Ideologie des Proletariats durch die Avantgarde. Das ist Opportunismus.