Am 24. April ist Mustafa Kocak am 297. Tag seines Todesfastens gestorben.

Das Büro der Anwälte des Volkes, Halkin Hukuk Bürosu, teilte mit:

 

Unser Mandant Mustafa Kocak, der sein Todesfasten mit der Forderung nach einem gerechten Gerichtsverfahren begonnen hatte, ist am 297. Tag des Todesfastens in Izmir im geschlossenen Vollzug gefallen.


Mustafa hat nicht eine Sekunde an seinem Widerstand gezweifelt, er hat nicht eine Sekunde aufgegeben. Seine Ehre war ihm wichtiger als sein Leben!

Seit dem Tag seiner Festnahme in Untersuchsungshaft wurde er schwer gefoltert. Man hat ihm einen Blecheimer über den Kopf gezogen, ihm mehrfach gedroht seine gesamte Familie zu vergewaltigen, man wollte das er Lügen erzählt und Falschaussagen tätigt. Er hat es abgelehnt! Er hat sich nicht der Folter gebeugt!

Ohne auch nur einen Zeugen anzuhören haben sie Mustafa eine lebenslange Haftstrafe verhangen. Sie haben ihm gedroht ihm im Knast zu töten, sie wollten das er sich beugt und der Zusammenarbeit einwilligt. Mustafa lehnt es ab! Er begann mit einem Hungerstreik. Das einzige was er wollte war ein gerechtes Gerichtsverfahren und die Anhörung der Person die zugegeben hatte über Mustafa eine Falschaussage getroffen zu haben. Er wollte Gerechtigkeit!

Und sein Widerstand begann. Er wurde von Tag zu Tag immer weniger aber er führte seinen Widerstand ehrenvoll. Er wurde zum Zwecke einer Zwangsernährung aus dem Gefängnis entführt. Vier Tage lang wurde er von Polizisten und von Ärzten die ihre Berufs-Etik mit Füßen traten gefoltert. Die Infusionen die man ihm angehangen hatte zog er sich mit seinen Zähnen raus. Er wog nur noch 34 Kilo und wurde mit einem Schlagstock der Polizei sexuell Belästigt. Sein Körper wurde kleiner, doch seine Ehre war so groß wie Berge.

Die Schmerzen wurden schlimmer, seine Hände und Arme waren Blut unterlaufen, er konnte kaum atmen. Der Hunger nach Gerechtigkeit gab ihm die Kraft gegen diese Schmerzen widerstand zu leisten.

Wir forderten Tag für Tag Gerechtigkeit von der Justiz und von der Regierung. Er legte jeden Tag Einspruch ein, wir als seine Anwälte legten jeden Tag Einspruch ein. Seine Forderungen hätten erfüllt werden können, ein gerechtes Gerichtsverfahren ist sein Menschenrecht, tötet ihn nicht haben wir gesagt. Unsere legitimen Forderungen wurden mit einer bodenlosen Stille entgegengenommen. Die Regierung hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

Und Mustafa ist nun an seinem 297 Tag des Widerstandes gefallen. All diese Schmerzen, all diese Folter was können die uns tun, denn was uns bleibt ist unser Stolz und unsere Ehre. Wie er eins sagt. Er starb doch seine Würde hat er sich niemals nehmen lassen. Die herrschende haben ihn aus Angst davor, dass er die Wahrheit ausgesprochen hat ermordet. Rückblickend auf die Geschichte fragen wir euch: was war Mustafa´s große Schuld? Was hat er gefordet was die Regierung nicht hätte nachkommen können? Welche Vorteile habt ihr euch aus diesem Massaker gezogen? Welche Interessen der Regierung hat euch daran gehindert? Ihr habt ihn im Alter von 28 Jahren getötet! Helin ist vor unseren Augen gefallen um Lieder singen zu können. Mustafa ist für Gerechtigkeit vor unseren Augen gefallen.

Wir fordern ein weiteres Mal auf: Akzeptiert die Forderungen unserer Mandanten Ibrahim Gökcek, Didem Akman und Özgür Karakaya. Akzeptiert die Forderungen unserer Kollegen und Freunden Aytac Ünsal und Ebru Timtik! Lasst sie am Leben!


Anwälte des Volkes