Wir veröffentlichen eine Leserzuschrift über die Auswirkungen der sogenannten "Corona-Krise".


Corona oder auch Covid-19 ist ja in letzter Zeit in aller Munde. In den Nachrichten oder auch das Internet ist voll damit. Ich bin Familienvater von zwei Kindern und wohne in Osten Hamburgs. Ich mache zur Zeit ein Umschulung  in Vollzeit, meine Frau arbeitet geringfügig in einem Einzelhandelsgeschäft im Viertel und bekommt den ganzen Wahnsinn der hier im Viertel oder auch in der Welt passiert hautnah mit und meine Kinder gehen hier im Viertel zur Schule.

Durch die Allgemeinverfügung in  Hamburg ist unser aller Leben extrem eingeschränkt. So auch bei uns. Angefangen hat es bei mir in der Innung, dass überall große Zettel hingen wie wir uns richtig die Finger waschen. Doch am Freitag den 13.03.2020 stand bei uns alles Kopf. Auf ein Freitagnachmittag wurde entschieden, dass ab Montag alle Kinder zu Hause bleiben sollen. Auf ein Freitag Nachmittag!!!! Genug Zeit um den Chef die freudige Nachricht zu übermitteln. War ja klar, rufst du erstmal Oma an aber die Allgemeinverfügung verbietet das. Da wir auch jeden Cent umdrehen müssen um zu überleben, war klar das ich mich ab Montag krank melden werde und meine Frau weiter zur Arbeit gehen wird. Wie gesagt ich mache eine Umschulung und da gibt es keine Kohle. Ab den Moment stand das halbe Leben still aber der Ärger bei den meisten Eltern unserer Klasse fing da erst an. Ich durfte ab den Montag auch nicht mehr los. Die Innung gehört zu den Bildungseinrichtungen und ist auch geschlossen. Also Schulsachen für mich und die Kinder besorgen, Alltag neu organisieren aber zu Hause, denn raus auf dem Spielplatz ist nicht, sagt die Allgemeinverfügung. Und dann kommen da auch noch die finanziellen Sorgen dazu. Meine Frau muss jede Woche damit rechnen, dass sie den Laden zu machen und sie nicht wieder kommen brauch. Und da ja auch das Mittagessen in der Schule wegfällt wird der Alltag auch teurer aber mehr Kohle vom Amt gibt es nicht und Bonuszahlung von den Bonzen der großen Konzerne gibt es bei meiner Frau auch nicht. Nicht mal eine Lohnfortzahlung, da sie ja nur geringfügig bezahlt wird und Kohle nur dann fließt, wenn auch gearbeitet wird. Selbst die Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter kommen nur schleppend voran. Aber der Chef macht alles damit der Laden läuft. Das Sortiment wird umgestellt, damit das Geschäft mehr nach Drogerie aussieht. Schilder mit der Aufschrift „Non-food“ wurden abgenommen, damit die Wachhunde des Staates nicht reinkommen und den Laden dicht machen. Die Schutzmaßnahmen die getroffen werden erleichtern das arbeiten auch nicht.  

Ach ja, was ist eigentlich mit den Kindern? Ja, da macht es sich die Schule auch ganz einfach. Erst schicken sie haufenweise E-Mails, von wegen, ausdrucken kannst du die 20-30 Zettel selber und das nur für ein Kind. Kein Problem, wenn die Druckerpatrone alle ist, gehe ich mit KEIN Geld zu Media Markt … ach ja die Allgemeinverfügung verbietet auch das, solche Geschäfte mussten ja schließen. Also wieder Kontakt mit den Lehrern aufnehmen, habe ja ab jetzt genug Zeit. So werden die Zettel jetzt in der Schule ausgelegt, also ab zur Schule, Sachen holen. Sind die Aufgaben zu Hause, muss man sich erstmal reinlesen und los geht es. Jeden Tag 3-4 Stunden Schulsachen bearbeiten. Die Motivation der Kinder wird von Tag zu Tag schlechter, weil die Anzahl der Aufgaben teilweise, das bis zu dreifache übersteigt von dem was in der Schule bearbeitet wird. Hinzu kommen Aufgaben die in der Schule noch nicht besprochen wurden. Spricht man mit anderen Eltern aus der Klasse kommen ähnliche Aussagen. Unter den Eltern sind Alleinerziehende mit mehreren Kindern, die auch noch arbeiten müssen. Elternpaare die den ganzen Tag ackern müssen oder migrantische Eltern die Schwierigkeiten haben die Aufgaben überhaupt zu verstehen. Hilfe von der Schule: Ja, schreib mal ne Mail und Kohle für einen Nachhilfelehrer, wie die Bonzen, haben die wenigsten. Es gibt einige Kinder die nicht mal Zugang zum Internet haben. Ja, auch das gibt es, in einem der reichsten Länder der Welt. So stehen wir jeden Tag vor der Frage „Wie soll man das nur alles organisieren?“ Fragt man Nachbarn im Viertel, so hört man auch hier und da ihre Sorgen und Ängste. Der eine muss jetzt noch früher aufstehen, weil sein Chef die Mitarbeiter in Schichten arbeiten lässt. Damit nicht alle gleichzeitig auf dem Hof sind. Oder die Verunsicherung der älteren Nachbarn, die von den ganzen Beiträgen, die teilweise falsch, irreführend und übertrieben dargestellt werden, total verängstigt sind. Da bringt es auch keinem etwas wenn wir uns um 18 Uhr auf den Balkon stellen und klatschen oder irgendwelche Bonies ausgezahlt werden, weil wir vor Corona und auch nach Corona nur ein Kostenfaktor für die Bonzen sind. Das Gesundheitssystem wurde schon seit Jahrzehnten kaputt gespart und die Arbeitsbedingung im Pflegebereich oder auch im Verkauf werden immer schlechter.  

Meine Erzählung ist unsere und zeigt wie sie aus ihren Problemen und Fehlern unsere machen. Wir brauchen keine einmaligen Bonuszahlungen, Lobhudelei oder klatschen auf Balkonen. Wir wollen ein Systemwechsel. Ein in dem das „WIR“ ganz oben steht, in den Kollektiv und solidarisch gelebt und gearbeitet wird. Versucht euch auch in den schweren Zeiten zu organisieren, seid solidarisch, kämpft und wehrt euch.