Junge Frauen berichten von sexueller Gewalt in Parteijugendorganisationen

 

Am vergangenen Samstag ist in der HuffPost eine Umfrage zu sexueller Belästigung von Frauen in den fünf größten deutschen Parteijugendorganisationen - der Jungen Union, Jusos, Jungen Liberalen, der Linksjugend und der Grünen Jugend - erschienen. Immer mehr junge Frauen berichten von abwertenden Sprüche, sexueller Belästigung bis hin zu Vergewaltigungen innerhalb ihrer Parteien.

 

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Jede dritte Frau gibt an im Rahmen ihrer politischen Arbeit von sexueller Belästigung betroffen gewesen zu sein. 45 Prozent waren Zeuginnen von sexueller Belästigung. Die deutliche Mehrheit – über 70 Prozent - der Frauen erklärt, nicht ernst genommen zu werden. In Diskussion würden sie regelmäßig unterbrochen, übertönt, übergangen und belächelt werden. Von wichtigen Entscheidungen würden sie durch inoffizielle Männerrunden in Kneipen ausgeschlossen werden. Dass deutlich ältere Parteimitglieder von den jungen Frauen sexuelle Gefälligkeiten einforderten, sei kein Einzelfall. Des weiteren würden sie besonders stark auf ihr Äußeres reduziert werden: die ihnen zugeteilte Aufgabe sei es beispielsweise „einfach nur dazusitzen und gut auf Fotos auszusehen.“ Ihnen würde von ihren Parteikollegen nahegelegt, „Sport zu treiben und sich besser zu kleiden, um den Vorstellungen von Männern zu entsprechen“.

 

Fast alle interviewten Frauen nehmen hohe Positionen in Bundes-, Landes- und Bezirksvorständen der Parteijugenden ein. Dass Frauen, die sich politisch engagieren, besonders patriarchalen Anfeindungen ausgesetzt sind und nicht ernst genommen werden ist kein Zufall. Gemäß der patriarchalen Pseudotheorie über die angebliche „minderwertige weibliche Natur“ (als Teil der reaktionären Theorie über die angebliche „menschliche Natur“) werden Frauen als apolitische Wesen betrachtet, die für „Heim und Herd“ bestimmt sind und sich aus politischen Sphäre raus halten sollen. Die Schikane dient dazu, den jungen Frauen zu vermitteln, dass sie in der Politik nichts zu suchen haben. Sie dient dazu, die jungen Frauen aus politischen Angelegenheiten heraus zu ekeln. Dies bestätigt die Umfrage: Viele ziehen aus der sexuellen Gewalt und den Demütigungen den Schluss ihre politische Arbeit zu beenden.

 

Das Bild der Unterdrückung, tagtäglichen Belästigung, Demütigungen und sexuellen Gewalt, das die Umfrage über die Situation der Frauen in den Parteijugenden zeichnet, steht in starken Kontrast zur postulierten „Geschlechtergerechtigkeit“, die sich die Parteien groß auf die Fahnen schreiben. Ihre angeblichen Bemühungen um eine Gleichstellung der Frau blamieren sich angesichts dieser Zahlen als bloße Farce. Es ist kein Wunder, dass in ihren bürgerlichen Parteien das Patriarchat so stark zum Ausdruck kommt. Denn die Herrschenden verteidigen mit ihrem Gewaltapparat nicht nur das kapitalistische System der Ausbeutung und Unterdrückung, sondern auch das Patriarchat, da beides auf der Existenz des Privateigentums basiert.