In Deutschland ist es wieder weitest gehend erlaubt Einkaufen zu gehen. Doch die Leute tun es nicht. So stapeln sich die Warenberge. Es droht eine Verschärfung der Überproduktionskrise in vielen Bereichen, und daraus resultierend eine weitere Monopolisierung und Digitalisierung des Handels.


„Es ist schon mit bloßem Auge zu erkennen, dass in den deutschen Fußgängerzonen momentan weniger Betrieb herrscht als sonst üblich. Obwohl nun die meisten Geschäfte ohne Platzbeschränkungen geöffnet sind. Auch die Zahlen sprechen für sich. Um etwa die Hälfte weniger Frequenz herrscht momentan zum Beispiel in der Münchner Kaufinger Straße. Statt fast 15.000 Passanten wie sonst an einem durchschnittlichen Samstag zwischen 16 und 17 Uhr waren dort am vergangenen Wochenende lediglich knapp 7.600 Menschen unterwegs.
Ein ähnliches Bild zeigen die Daten für die meisten großen Einkaufsstraßen in Deutschland, die das Unternehmen Hystreet auswertet. Per Laserscanner misst die Beratungsfirma aktuelle Fußgängerfrequenzen in deutschen Städten. Auch die vielen Rabattaktionen vor allem der großen Modehäuser in den Einkaufsmeilen deuten darauf hin, dass der Handel weiter unter enormen Druck steht. In den Läden hat sich während der wochenlangen Schließzeit unverkauft gebliebene Ware aufgetürmt. Die Frühjahrs- und Sommerkollektion muss raus, aber die Kunden kaufen eher zaghaft oder bleiben ganz zu Hause.“ zu lesen in der


Viele Menschen haben in den letzten Monaten ihren Job verloren, sind arbeitslos gemeldet, leben auf Kurzarbeit vom gekürzten Lohn, haben als Selbstständige ihre schwarzen Einnahmen verloren und sich verschuldet, oder einfach gar kein Einkommen mehr. Keiner weiß, wann es wieder besser wird, und ob der Staat die Geschäfte wieder schließt. Im Volk achtet man jetzt auf sein Geld. Daher bleibt der Verkauf vieler Waren aus.
Doch auch darüber hinaus verlieren durch die veränderte gesellschaftliche Situation die Modeartikel auch ihren Gebrauchswert. Wenn es keine gesellschaftlichen Anlässe gibt, bei denen die richtige, neue, modische Kleidung einem Ansehen verschafft, dann braucht man sie auch nicht. Was die Bourgoisie die mit diesem Bedürfnis ihr Geld verdient so ausdrückt:


„‘Bei Mode und Bekleidung fehlt es auch ganz einfach an Kaufanlässen‘, sagt Augustin. Die Kleiderschränke der Menschen seien voll, gekauft werde nur, wenn es einen besonderen Grund dafür gebe.‘Aber an solchen Anlässen, egal ob eine Party, ein Urlaub oder eine Hochzeit, fehlt es seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie‘, erklärt er. Es gebe einfach nur noch selten Grund, sich schick zu machen.“


Wenn man kein Geld hat, um sich Sachen zu kaufen, die man nicht braucht, ist es auch nicht gerade ein Argument dafür es trotzdem zu tun, wenn das Einkaufen dann auch noch als nervig bis verängstigend empfunden wird.


„Hinzu kommt im Moment, dass bei vielen offenbar nicht so recht die Shoppinglaune aufkommen will, wenn sie zwischen Plexiglaswänden und Abstandsmarkierungen unterwegs sind, auf Einlasskontrollen achten und Masken tragen müssen.“

Diese Krise des Handels in den imperialistischen Ländern, hier am Beispiel der BRD, wird dazu führen, dass die Situation sich noch verschärft. Denn wenn das in dieser Branche tätige Kapital sich nicht umschlägt und gewinnbringend zurückfließt, sondern stattdessen Warenberge als wertlos abschreiben muss, dann werden die entsprechenden Jobs gestrichen, und die Gehälter nicht mehr gezahlt, also von den entlassenen Leuten noch weniger Waren gekauft.


 „Für die rund 300.000 Unternehmen im deutschen Einzelhandel ist das dramatisch, zumal die Konkurrenz der Onlinehändler das Geschäft schon zuvor erschwert hat. Drei Millionen Menschen sind in der Branche beschäftigt. Sollte sich die Situation bis zur zweiten Jahreshälfte nicht deutlich verbessern, dürften viele ihre Jobs verlieren.“


Der Onlinehandel hat weniger Probleme, da es in Zeiten einer Pandemie von zu Hause über das Internet zu bestellen für viele weniger nervig und beängstigend ist als mit in die Innenstadt zu fahren und in ein Kaufhaus zu gehen. Die damit einher gehende Verschärfung der Konkurrenz der Verkäufer führt zu mehr Monopolisierung und Digitalisierung und wird diejenigen stärken, die ohnehin schon stark sind.


„Die Elektronikbranche hat ähnlich zu kämpfen und ist durch den Onlinehandel genauso im Umbruch. Die Krise beschleunige die Transformation um mindestens fünf Jahre, sagt der ehemalige MediaMarktSaturn-Geschäftsführer und jetzige McKinsey-Berater Wolfgang Kirsch. ‚In den vergangenen Jahren ist der Online-Anteil am Elektronikmarkt in Deutschland grob um ein Prozent pro Jahr gestiegen, auf etwa 25 Prozent. Durch die Krise wird er einen Sprung auf mindestens 30 Prozent machen – und dann weiter steigen‘, sagt Kirsch.“