Gestern hat das Europaparlament sein Statement zur Unterstützung Juan Guaidós vorgelegt, in dem es seine Anerkennung als Interimspräsident klar zum Ausdruck bringt und die Länder der EU dazu auffordert, dem Beispiel zu folgen. Guaidó hatte sich am 19. Januar, unter unmittelbarer Einmischung des US Imperialismus, selbst zu verwaltenden Präsidenten erlangt.

Bereits am 4. Januar, also noch knapp zwei Wochen bevor Guaidós „Selbstkrönung“, hatten Brasilien, Peru, Argentinien, Kolumbien, Costa Rica, Chile, Guatemala, Guyana, Honduras, Mexiko, Panama und Paraguay sowie Kanada – bekannt als die „Lima-Gruppe“ - ihre Nicht-Anerkennung von Venezuelas Regierungschefs Maduro im Anschluss an ein gemeinsames Treffen zum Ausdruck gebracht. Federführend in der „Lima-Gruppe“ ist, auch wenn formal gar kein Mitglied, der US Imperialismus der durch seinen maßgeblichen Einfluss in den lateinamerikanischen Mitgliedsländern de-facto das Sagen über die Gruppe hat, was sich unter anderem auch darin manifestiert, dass gemeinsame Konferenzen von der Gruppe mit US Außenminister Pompei durchgeführt werden, wie u.a. die Genossen von A Nova Democracia berichteten.

Mit der aktuellen Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Guaidó erhofft sich der US Imperialismus offensichtlich eine ihm gefälligere Clique in Venezuela an die Macht zu bringen als es Maduro war. In diesem Zusammenhang ist die Anmerkung der Genossen von Incendiary News interessant, dass „der Coupversuch nur Wochen nach der historischen Ankündigung von Maduro kommt, dass der Ölexport nach China um eine Millionen Barrel pro Tag erhöht wird“. Nicht, dass Maduro nicht auch den US Imperialismus fleißig mit Rohstoffen, insbesondere Öl zu Niedrigstpreisen, auf Lasten des venezolanischen Volkes versorgt hätte - was er natürlich in großem Maßstab getan hat: Selbst in der aktuellen Situation wo die Yankees alle möglichen Konten einfrieren und Wirtschaftssanktionen verhängen betonen sie, dass sie weiterhin Öl importieren werden, weil ihnen sonst Teile der Industrie pleite gehen -, aber offensichtlich versprechen sie sich von Guaidó mehr. Nicht umsonst war die US Regierung die erste, die Guaidó als verwaltenden Präsidenten anerkannte, gefolgt von Kanada und einem der wichtigsten Handlanger des US Imperialismus in Lateinamerika, der brasilianischen Regierung.

Neben der Einsetzung einer ihm gefälligeren Fraktion der Kompradorburgeoisie hällt sich der Yankee Imperialismus aber vor allem politisch die Option einer direkten militärischen Intervention offen. Stichwort: 5.000 Soldaten an der kolumbianischen Grenze zu Venezuela. Entsprechend stellt sich natürlich die andere imperialistische Supermacht, der russische Imperialismus, in dem Versuch den Handlungsspielraum für die Yankees zu verringern, hinter die amtierenden Herrscher Venezuelas und so auch der chinesische Imperialismus. In Koordination zwischen Deutschland und Frankreich – die Maduro ein Ultimatum aussprachen um etwas Zeit zugewinnen – hielten sich die Imperialisten innerhalb der EU bis diese Woche weitest gehend zurück, bis gestern durch das Europaparlament deutlich Stellung bezogen wurde.

Was jedem klar sein sollte: In der aktuellen Situation in Venzuela geht des den imperialistischen Kräften nicht um „Den Ruf von Millionen in Venezuela nach Demokratie“ wie es der deutsche Pressesprecher behauptet, sondern um ihrem Anteil am Kuchen, d.h. konkret an den natürlichen Ressourcen und der Arbeitskraft die in Venezuela unter schäbigsten Verhältnissen ausgebeutet werden, zu erhöhen und einen größeren Extraprofit einzustreichen. Die FAZ bringt es mit den Worten Guiadós im heutigen Artikel „Guaidó umwirbt Russland und China“ gut auf den Punkt: "Maduro schützt nicht Venezuela, er schützt keine Investitionen und er ist kein guter Deal für diese Länder." Seine Regierung werde „Verantwortung“ gegenüber den Gläubigern übernehmen.

Klar ist: Für Revolutionäre gibt es kein Reihenschluss mit den Imperialisten - werden dem der Yankees noch dem Russischem noch dem der BRD oder sonst wessen - oder ihren Handlangern wie den Regierungen geführt von den Maduros oder Guaidós dieser Welt. Nur durch die Erhebung im Volkskrieg wird das venzulanische Volk letztendlich in der Lage sein, seine Befreiung zu erlangen.